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Landschaftsbild pfauchend überragt. Die Tuzlaer Soole ließ hier ein Fabriksetablissement
entstehen, das durch die Größe seiner Anlage und seine technisch vollendete Einrichtung
einen Vergleich mit allen ähnlichen westeuropäischen Unternehmungen aushält, und dessen
Produkte den Weltmarkt beherrschen: die Ammoniaksoda- und Chromfabrik Lnkavac.
So gewinnt das Thal der seicht sickernden unansehnlichen Spreca seine Bedeutung.
Unerschöpfliche Salzquellen, unermeßliche Kohlenlager, unendliche Holzmengen sind seine
Signatur. Sie beherrschen das Bild der Landschaft, wie das öffentliche und sociale Leben,
und natürlich nicht minder die Bahnstrecke. Die Stationen bedeuten Sägewerke, Holz-
industrieanlagen, Felltrocknungsanstalten oder Verladestellen für Rüben und andere
Bodenprodncte. Nur so ganz nebenbei wirst man auch einen Blick auf die an einen
englischen Park gemahnende Scenerie der mittleren Spreca, auf die prächtigen, mit
Baumgruppen durchsäeten Wiesenflächen, die allmälig hinausschwelleu zu den Laub-
wäldern der Djedinska-Plauina und dem Weißkiefergebiet des Konjuh, deren blaue Linien
den südlichen Horizont abschließen. Nur der Ozreu tritt wieder näher heran, und von der
äckerumgebenen Station Petrovoselo aus ladet ein durch die schatten- und wiesenreiche
Mittelgebirgsgegend führender Reitweg zum Besuch des alten orthodoxen Klosters O zren.
Dieses hat ein uraltes Kirchlein mit Freskenspuren von der Hand des frommen Popen
Strahinja, der im Mittelalter als Kirchenmaler sich bethätigte. Doch das mönchische Still-
leben im Waldgehege des Ozren fällt schon außerhalb des Rahmens des lauten Realismus
an der Spreca. Gracanica, das freundlich-reinliche Städtchen frommer Medrefsen-
Schüler, fügt sich schon besser hinein. Es ließ sich durch eine Flügelbahn mit der direkten
Strecke verbinden. Die Staffage des kurzen Defilö der sogenannten „Magjarska Vrata"
(ungarisches Thor) sind endlose Züge mit hochaufgeschichteten Faßdauben und schwarze
Kohlenwaggons. Und wird es erst Herbst, dann sind es die Zuckerrübenladungen, die in
endloser Reihe aus dem Spreca-Defilö daherrollen, um über die lange Bosnabrücke
Doboj, die Abzweigungsstation der nach dem bosnischen Manchester führenden Seiten-
linie, zu erreichen.
Inmitten der unermeßliche Kohlenlager deckenden Majevica erinnert eine alte, gut
erhaltene Ruine an das bestandene Banat Srebrenik, an seine alten, fast sagenhaften
Silberwerke und seine Münzstätte.
Ehedem hatte die Majevica ihre Wälder bis an die, Ufer der Save entsendet, wo
sie gewaltige Auen bildeten, wie man sie noch heute an den slavonischen Ufern sieht. Jetzt
sind davon nur mehr Reste vorhanden. Als charakteristisch für den ehemaligen Auwald-
typus kann der zwischen Raca und Velinoselo liegende Gromzelsnmpf gelten. Einer runden
Insel vergleichbar, umschließt ihn ein vom Save- und Drinawasser gebildeter Arm, und
man kann von beiden Flüssen aus mittelst Kähnen in das Gräben- und Sumpflabyrinth
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch