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Von Metkoviö nach Mostar und Sara jevo . Das Felsgestade Dalmatiens
klafft nur an einer einzigen Stelle weit auseinander, dort, wo die Narenta, den Zug der
Dinarischen Alpen durchbrechend, sich den Weg zur Adria erzwingt. Sie bildet hier eine
breite Straße, die hinein führt in das schwer zugängliche hercegoviuische Land. Gleich
einem schützenden Bollwerke lagert sich die Halbinsel Sabbioncello vor die Narenta-
mündnng hin. Aber diese fand schärfere Wächter in ihren eigenen Sümpfen, und leichter
durchquert der Eindringling die Hochgebirge des Balkans als das Delta der Narenta.
Mit der politischen Grenze, die knapp oberhalb Metkoviö Dalmatien von der
Hereegovina scheidet, fällt die natürliche Grenze zwischen der Küstenformation und dem
Binnenlande zusammen. Bis hierher reicht das Brackwasser, und landeinwärts beginnt
nun das große hercegoviuische Süßwassersumpfgebiet, das, eine Fortsetzung des Delta,
bis Capl j ina reicht, wo die ersten Narenta-Schluchteu beginnen. Ober Metkoviö ändert
die Narenta — von den Einheimischen „Neretva" genannt — welche nur noch für Flöße
bis zu dem etwa zwei Stunden entfernten Dorfe Tasoveic schiffbar ist, plötzlich ihr Aus-
sehen; sie wird etwas klarer und lagert breite Kiesbänke ab. Auf diesen, wie auf den durch
die vielen Arme und Zuflüsse gebildeten Landzungen sprossen Tamarisken-Sträucher mit
ihren rosarothen Blüten, und die weidenähnlichen Keuschlammruthen, welche speciell die
untere Narenta schmücken, neigen ihr weiches blaublühendes Gezweige über die
Uferränder.
Metkovic gegenüber, am rechten Ufer, endet auch die durch das Nareutathal führende
bosnifch-hercegovinifche Staatsbahn, inmitten dunstiger Niederungen, in welche der lang-
gestreckte, zackige, schneebedeckte Kamm des Velez bei Mostar hereinblickt.
Am Nordrande der Moräste ackert der Pflug des Bauern römische Münzen auf,
welche die Erinnerung an die römische Stadt Narona beleben. Wahrheit und Dichtung
fließen hier in das Schreckniß der Sümpfe zusammen, in welchen das Volk ganze Städte
untergesunken wähnt.
Ein niedriger Karstrücken macht den rechtsufrigen Morästen bei Gabe la ein Ende.
Auf einige armselige Steinhütten schauen die Trümmer des römischen Castrums und der
späteren venetianischen Beste nieder, von deren Thor der Markus-Löwe abgestürzt ist
und nun, vom Gras überwuchert, sich in die Erde eingewühlt hat. Die Festuug bewachte einst
die Zollgrenze, gleich den flußaufwärts liegenden einzelnen Wachthürmen, welche dem
ganzen Uferstriche den Namen „Gabela" („Zollstation") gegeben, während der Ort selbst
gegenwärtig „Alt-Gabela" genannt wird uud seinen Ruhm iu den langen, grünen Zucker-
melonen, den „Bacciri" und den den Festuugshügel umgürtenden Baumwollfelder» findet.
Bei dem Orte Dretelj , wo der beste Tabak des ganzen Balkans gedeiht, zeigt sich
die Narenta zum ersten Male als Bergwasser. Stellenweise gewährt sie an ihrem rechten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch