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Bändern ewiger Schnee umschlingt. In einem Einschnitte des Gratabfalles spiegelt ein
von einem dichten Pflanzenteppich umrahmter kleiner See das Berggemälde wieder.
Die Fernsicht von dem Gipfel des nach allen Seiten hin steil abfallenden Magl ic
zeigt ein in seiner Mannigfaltigkeit reizvoll bewegtes Bild. Da sind die weiten, grauen
Karsthochflächen der Hercegoviua mit ihreu kahlen Mauern, ihrem langgezogenen Aufbau,
dem fahlen Grün der sommerlichen Weiden auf dem bleichen Kalk. Dann das grüne
Bosnien mit seinen dunklen Wäldern, welche die hintereinander auftauchenden Gebirgs-
ketten überziehen, und endlich die ruhigen, ernsten Formen des welligen Hochlandes der
Schwarzen Berge mit dem schneebedeckten, dreigipfeligen Dnrmitor, der „Nebeska soha", der
„Himmelsgabel", deren schwerfällige Riesenmauer sich im Ost dem Maglic gegenüberstellt.
Von der Wasserscheide Cemerno an zieht sich längs der Grenze eine staffelförmig
gegen das Meer abfallende Reihe größerer und kleinerer Becken mit unterirdisch abfließen-
den Schlundwässern hin. Die einzelnen Glieder dieser Kette sind Gacko, Gorito, Plana,
Bilek und Trebinje; und die zwischen dem Anfang- und dem Schlußgliede waltende
Höhendifferenz vou 700 Metern bedingt eine ganze Scala von klimatischen Unterschieden,
die in dem monotonen Karste mannigfaltigen Ausdruck finden.
Gackos Hauptstadt soll vor geraumer Zeit Cruica gewesen sein, in dem verkarsteten
südlichen Theile des Polje in einem etwas tiefer liegenden Kessel, der einiger sparsam
vertheilten Baumgruppen wegen bereits als paradiesisch gepriesen und die „Gartenerde"
(Crnica) genannt wird. Zwischen den ausgedehnten Häuserruinen der ehemaligen
ragnsäischen Zollstation und Handelscolonie bauen jetzt einige mohammedanische Dörfler
Mais und Kartoffel. Es war der wichtigste Ort auf der ganzen Linie von Trebinje bis
Foca, und von hier aus versuchten die türkischen Behörden mit den Nahijen von Rndine,
Banjani, Gat, Drobnjak und Piva fertig zu werden. Es endete, wie hier Alles, mit
rauchendem Schutt, und aus der Niederlage Crnicas zogen Metohija (Gacko) und Bilek
Nutzen. Auch die große Landstraße, die von Nevesinje ins Gacko-Polje kommt, läßt
Crnica unbeachtet und zieht geradeaus durch das mit Riffen durchsetzte Pusto-Polje
auf die Schwelle des nächsten Thalkessels, auf den Sattel der Kobila-Glava, wo sie
den alten Pfad wiederfindet.
Mit Crnica ist auch sein Stützpunkt Kljnc zum historischen Trödel geworden, von
dem der Volksmund allerhand Fabeln zu berichten weiß, deren Mittelpunkt der letzte
Großvojvode Sandalj Hranie bildet. Westwärts höhlt sich der Kessel tiefer in die Fort-
setzung der das Gacko-Polje überhöhenden, steinigen, schwer zugänglichen Bjelasica, in die
verwitterte „Bab a" (Großmutter) ein, und mürrisch schaut der Gipfel „Djed" (Großvater)
nieder auf den von den Wänden losgerissenen Felsbrocken, auf dem sich noch einige Burg-
trümmer mühsam behaupten. Türkische Irreguläre, Baschibozuks, hielten bis zu den letzten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch