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verboten. Jetzt vergnügen sich auch unsere gutmüthigen Soldaten daran, schallend ins
Montenegrinische hinein zu rufen. Der „Feind" reagirt darauf, indem er bereitwilligst
Eier, Hühner und Käse zu den Grenzpyramiden bringt, wo dann dafür Baargeld lacht.
Dabei wird oft gute Freundschaft geschlossen, die Ossiciere werden um Rathschläge und
Arzneien gebeten; mau läßt den Oheim, die Nichte „drüben" grüßen, frägt, ob die Ahne
lebt n. s. w. Man hat sich lange nicht gesehen und gehörte doch früher zu einer „Bratstva".
Die Grenzregnlirung hat die Anwesen häufig mitten durchgeschnitten. Der Hercegovce
wendet nicht den Kopf nach der Grenze, bloß die Mädchen meinen, nur der wäre ein
richtiger Mann, der Waffen trüge, wie die Montenegriner, und die Unseren wären ja
entwaffnet. Da meint er empfindlich: „Besser die Schaufel, als das dürre Gewehr, besser
in der Hütte, als hinter der Klippe schlafen. Wozu brauchen wir Waffen? Wir haben
einen ganzen Cordon, — wozu Wachhunde? Wir haben doch Patrouillen...
Sind Mühsal und Beschwerden vergessen, dann erglänzen die Angen eines Jeden,
in der Erinnerung an die Poesie des Cordonlebens. Weit weg von dem lähmenden
Einerlei der Garnison, vermag der Soldat sich hier voll zu bethätigen, auf des großen
Reiches äußersten Posten, wo noch zur Nachtzeit von Viertelstunde zu Viertelstunde von
den Wachen der alte Prinz Eugen'sche Feldlagerruf ertönt: „Wer da? Patrouille
vorbei! "
Der Volksmund bemerkt ganz richtig: „Trebinje hat graue Felsen, Bilek grüne,"
denn die flachrandige Mulde wird ganz gleichmäßig von niedrigen Dornbüschen überzogen.
Sonst gleicht sie einer leeren Schüssel. Eine heiße, grüne Schattenlosigkeit, nur für Stra-
tegen und Ethnographen interessant und wichtig. Das am Westhange gelegene Städtchen
Bilek oder Bilec, wie der Einheimische sagt, besteht aus zwei vielfach unterbrochenen
Häuserzeilen, alles ganz neu und nach der Occupatio» „auf Befehl" des am Cordon
überaus populären Generals Galgöczy gebaut. Auch das einige tausend Schritte weiter
liegende „Neu-Bilek" nennt ihn als Gründer. Wo nämlich früher die lichtgrünen Zelte
des befestigten türkischen Lagers standen, erhebt sich jetzt in einem Stachelgürtel von
Werken eine große Defensiv-Kaserne. Ihr seltener Schmnck: üppige Gärten, mit ertrag-
reichen Gemüsebeeten, verdankt den Soldaten sein Dasein, die den Boden durch Spren-
gungen geebnet und das Erdreich in den Brotsäcken zusammengetragen.
Bilek ist gewissermaßen nur die nüchterne Reversseite des dazu gehörenden Cordon-
streifens. Von diesem trennt es noch die Einsattlung von Baljke, aus welcher dann in
zahlreichen Verschneidungen der von der Postenkette beherrschte Hang zu den Banjani-
Plateaux sich erhebt.
Die Hanptwache besorgt der hohe Vardar , ein isolirter Schuttkegel, der eiue
weite Umschau gestattet und auch schon früher befestigt gewesen. Ein weiter steilwandiger
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch