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Kulm ist der erste historisch beglaubigte Führer seines Volkes, welches die
Erinnerung an ihn bis zum Heuligen Tage bewahrte. In einer unlängst im Bezirke
Visoko gefundenen Inschrif t (1204) heißt es: „Gvtt gebe dem Ban Knlin und seiner Frau
Vojsava Gesundheit!"
Nach dem Tode Kulins tritt der thatkräftige Ban Ninoslav (1204 — 1251), wahr-
scheinlich einer seiner Verwandten, in den Vordergrund, zu einer Zeit, da Ungarn, ins
Schlepptau energischer Päpste genommen, unter schwachen Königen nur eine geringe
Expansionskraft entfalten konnte. Die vom Bane Knlin begonnene Politik wurde von seinem
Nachfolger Ninoslav erfolgreich fortgesetzt. Ninoslav verdankte seine Würde der bognmilischen
Bewegung, welche Ban Kulins Nachkommenschaft Stefan (1294—1233) und seinen Sohn
Sebislav, den Herrn von Usora, wegfegte und dem kräftigen Ninoslav, der gewiß zur
herrschenden Familie gehörte, zur Macht verhalf. Doch auch er unterlag zeitweilig dem
anstürmenden Katholicismus, und als nach dem Tode des energischen Königsohnes
Koloman (Sohnes Andreas' II. von Ungarn) die katholische Propaganda, vom Erz-
bisthume Kalvesa in Ungarn aus unterstützt, auch südlich der Save in Angriff genommen
wurde, sehen wir, von deu ungarischen Königen dotirt, ein eigenes bosnisches Bisthnm
erblühen. Die Erzbisthümer von Spalato nnd Ragnsa, welche immer mit den Mönchen
wetteiferten und den Bognmilismns schon den Franeiseanern zum Trotze uicht hart
genug behandelten, hatten keine streitbare Macht zur Verfügung, während das reich
dotirte nnd hochangesehene Erzbisthum Kaloesa das Kreuz mit dem Schwerte predigte.
Obzwar Ninoslav bis an sein Lebensende (circa 1251) sich an der Spitze des
Bänats behauptete, konnte er dennoch keine Dynastie gründen, nnd nach seinem Tode
zerbröckelte allmälig das von ihm beherrschte Gebiet. Die einzelnen Gaue Chulms in der
Nachbarschaft Ragusas trachteten nach Unabhängigkeit, und das Territorium, das sich
über das heutige Bosnien und die Hercegovina erstreckte, wurde militärisch mehr vder
minder unmittelbar Ungarn einverleibt.
Die Könige Bela IV. und Stefan V. dehnten das Reichsgebiet so weit aus, als es die
natürlichen Verhältnisse gestatteten, so daß die ungarische Grenze sich bis an die Ausläufer
der dinarischen Alpen erstreckte; dort aber, wo die Einverleibung nicht opportun erschien,
beließen sie die eigenen Stammeshäupter, die dem Könige als Pfand des Schutzverhält-
uifses einen Jahresbeitrag oder Heerfolge leisten mußten. In den Grenzgebieten wnrden
Banate errichtet, und die jeweiligen Bane waren immer die politischen Oberverwalter, so-
wie zugleich die militärischen Befehlshaber des betreffendes Gebietes. Schon während der
Regierung König Belas IV. wurde aus Oberbosnien und ans der Pofavina (dem
Gebiete südlich der Save) das Bauat Bosnien errichtet, im Westen an der Usora das
Banat von Usora, im Osten an der Drina das Banat Soli oder Tuzla, im heutigen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch