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Doch in den Gebieten des Bosnciflnsses lebte die nationale bosnische Banaldynastie
weiter. Ban Ninoslavs Verwandter Prijezda (in den päpstlichen Briefen Ubanus genannt)
erhielt vom König Bela IV. beträchtliche Schenkungen und besaß nebst im Schenkungswege
erhaltenen Gütern an der Drau seine Stammesgiiter an der Usora friedlich als Katholik
und Lehensmann des Königs. Prijezda scheint der Vertreter der katholischen Partei
gewesen zu sein, besaß in der Nähe der ungarischen Reichsgrenze die Zupa Zemlenik
(südöstlich von Banjalnka), und es ist auch nicht unmöglich, daß er des Bans Kuliu direeter
Sprosse war. Er hatte zwei Söhne: S te fan und Prijezda, beide Baue ihres Gebietes.
Der ältere nannte sich Kotroman und wurde S tammvater der nationalen bosnischen
Dynastie.
Prijezdas Familie, als die führende in dem eigentlichen Bosnien, stand hoch im
Ansehen. Deßhalb erhielt Stefan Kotroman die Hand Elisabeths, der Tochter Stefan
Dragutins, dessen Frau die Tochter des Ärpädeukönigs Stefan V. war. Die
Schwester Äotromans heiratete einen Sohn Stefans B abonie, und so kam diese ein-
heimische Familie mit den mächtigsten Geschlechtern in verwandtschaftliche Verbindung.
Infolge des Falles der Brebir'schen Herrschaft und der Ärpäd'fchen Beziehungen geschah
es nun, daß der Sohn Stefan Kotromans, Stefan Kvtromanic, in dessen Blut jenes dreier
ungarisch-serbischer und bosnischer Herrscherfamilien zusammenfloß, im Jahre 1323 vom
Könige Karl Robert das geeinigte Bosnien zu Lehen erhielt.
Die Geschichte Bosniens im Zeitalter der ungarischen Anjon's (1308 — 1395) hängt
eng mit der Geschichte Ungarns zusammen. Karl von Anjou trug sich mit den weitest-
gehenden Plänen. Dem Süden verdankte er seinen Thron, dort hatte er weniger zu
befürchten. Um sich jedoch einer Handhabe gegen das aufstrebende serbische Königreich
bedienen zu können, unterstützte er mit ganzer Kraft den bosnischen Ban Stefan Kvtromanic,
seinen Verwandten, in der Einsicht, daß dieser sein Heil einzig in dem Bündnisse mit ihm
finden müsse. Die dreißigjährige Regierung Kvtromanic bestätigt die Richtigkeit dieser
Auffassung. Er vereinigte das heutige Bosnien mit den ihm überlassenen ungarischen
Banaten, nannte sich den freien Fürsten dieser Länder und schlug nach der Niederwerfung
der Stammeshäupter auch das Gebiet von Chnlm, die heutige Hereegoviua zu seinem
Lande mit der staatsrechtlichen Begründung, daß dieses Territorium die Oberhoheit
Ungarns schon seit dem XII. Jahrhundert anerkannt habe, bis zu welcher Zeit dieses
Gebiet ein mehr oder minder unabhängiges serbisches Sonderfürstenthum war. Militärisch
und staatlich mußte sich Bosnien dem Donaureiche fügen; und um seine Sonderstellung
zu erhalten, vergalt es schon im eigenen Interesse den Schutz damit, daß es in den Partei-
kämpfen mit den kroatischen Oligarchen und dem serbischen Nachbarreiche die ungarischen
Interessen vertheidigte.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch