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mit den Türken ein leidliches Verhältniß anzustreben. Die serbische Macht, die der Major-
domus Dusans, Vukasin, repräsentirte, war in der Schlacht bei Cruomen (1371) von
den Türken vollständig gebrochen, und der Serbenstaat als solcher zeigt sich uns nur
noch in Überresten, deren bedeutendstem der Fürst Lazar vorstand. Nach diesem Ereignisse
vegetirte das Serbenthum uur noch, nnd die Türken hatten nichts weiter zu thun, als
die locker gewordenen Steine, einen nach dem andern, herauszuheben.
Am ansgiebigsten halfen dabei wiederum die serbischen Häuptlinge selbst, indem sie
sich mit beispielloser Schnelligkeit den türkischen Ideen anpaßten, mit den Türken
Familienverbindungen eingingen und ihre treuen Bundesgenossen wurden. Im Jahre 1384
mnrden Bosnien und die Hercegoviua zuerst durch ein türkisches Corps aus Rumili unter
dem Pascha Lala Sahin verwüstet.
König Lndwig (-s- 1382) hinterließ keine männlichen Nachkommen. Seine Tochter
Maria wurde zwar als Königin anerkannt, aber die Politik ihrer Mutter, der bosnischen
Elisabeth, und die Unbeliebtheit ihres eigenen Gatten, des Luxemburgers Sigismund,
trugen dazu bei, daß eine große Partei die Rechte der mit Ludwig verwandten männlichen
Anjon in Neapel proclamirte. Tvrtko haßte seine Tante, die Witwe Ludwigs I., weil
diese ihr Recht auf Chulm, ihr väterliches Erbe, nicht anfgeben wollte; sie hingegen haßte
ihren Neffen, weil er mit ihren persönlichen Feinden in Dalmatien Freundschaft schloß,
und so entstand die langjährige blutige Fehde, welche dem Psingstkönige Karl dem Kleinen
(1386) und der Königin-Mutter Elisabeth selbst das Leben kostete. Die ungarische
Staatsgewalt war so geschwächt, daß sie die dalmatinischen Küstenstädte ihrem Schicksale
überließ; Tvrtko brauchte dieselben nur zu cernireu, und sie mnßten sich ergeben. Noch
während dieser rebellischen Bewegungen geschah der erste große Vorstoß des Osmanen-
thums gegen den Rest der einstigen Serbenmacht, den Fürsten Lazar, im sogenannten
Altserbien.
Sultan Mnrad, der den Krieg durch verschiedene Plänkeleien seiner Paschas günstig
vorbereitet hatte, wollte nun mit einem Schlage Herr an der adriatischen Südküste
werden. Fürst Lazar, der ebenso wie Tvrtko in Verbindung mit den dalmatinischen
Aufständischen die ungarischen Besitzungen im heutigeu Ostserbien verwüstete, wendete sich
nun in seiner Noth an alle Nachbarstaaten, auch an Tvrtko. Der große Kamps auf dem
Amselfelde (15. Juni 1389, nach den türkischen Quellen am 9. August) ist mit all seinen
Details eine oft beschriebene und noch öfter besungene Begebenheit, die in ihren
Konsequenzen zwar überschätzt wird, aber in der Geschichte der westlichen Balkanhalbinsel
immerhin einen Markstein bildet. Das vereinigte Heer der Balkanvölker nahm übermüthig
nnd seine Feinde geringschätzend, den Kampf mit jener Tollkühnheit auf, die diese Völker
immer auszeichnete, nnd verlor die Schlacht. Fürst Lazar siel nnd Sultan Murad wurde
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch