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Sohn Stefan Thomas (gestorben 1461) und diesem sein Sohn, der letzte König, Stefan
Tomasevic (1463). Nicht einem dieser Könige war es gegönnt, den Thron in Frieden zn
erlangen, und seit dem Tode Tvrtkos I. hatte keiner sreie Hand, sich seine Politik nach
seinen dynastischen Interessen einzurichten.
Das bosnische Königreich kann während seines Bestandes nicht als ein vollgiltig
souveräner Staat betrachtet werden. Im vorhergehenden Zeitalter hatten der Papst, der
König von Ungarn und die serbischen Nachbarn den Haupteinfluß auf den jeweiligen
politischen Curs ausgeübt. Jetzt war das Königreich bei dem großen Gegensatze zwischen
dem ungarischen Reiche, welches als das Schwert der Christenheit Mitteleuropa zu ver-
theidigen hatte, und der anstürmenden osmanischen Macht bald auf die eine, bald auf die
andere Seite angewiesen; in den meisten Fällen hielten es die Könige mit beiden. Die
ungarische Macht war nicht stark genug, um von Bosnien aus unmittelbar ihr Territorium
vertheidigen zu können; die türkische Macht hinwieder hatte noch keine feste Basis, da
Constantinopel widerstand und die Grenzfestung Belgrad noch nicht in ihren Händen
war. Daher fiel Bosnien die Rolle des Nichtleben- und Nichtsterbenkönnens zu, welcher
traurige Zustand durch den Sieg der osmanischen Waffen beendigt wurde.
Tvrtko I. unterstützte und bereicherte die mächtigsten Familien des Landes, um
sie an seine Familie und an die königliche Würde zu ketten; doch erreichte er nur, daß
sein Bruder Stefan Dabisa auf den Thron gelangte. Hingegen benutzten alle die
Geschlechter, die ihm Macht und Ansehen verdankten, diese Gelegenheit, um die ohnedem
lockere Einheit des jungen Königreiches zu zerreißen. Auch dieser Umstand trug wesentlich
. dazu bei, daß die von Tvrtko eroberten kroatischen und dalmatinischen Ländertheile wieder
an Ungarn fielen, nnd Bosnien war, mit Ausnahme der südlichen Erwerbungen, in seine
alten Grenzen zurückgedrängt.
Doch auch König Sigismund, der spätere römische Kaiser, vermochte, nachdem er
seine Gemalin Marie gefreit, in Dalmatien nicht festen Fuß zu fassen. Die große
Revolution, die (1403) an Sigismunds Stelle Ladislaus, den jungen und feigen
Sprößling des ermordeten Königs Karl auf den Thron bringen sollte, zeigt durchwegs
den Charakter des Familienkrieges im großen Maßstabe; denn alle die Geschlechter, die
an dieser großen Bewegung betheiligt waren, sind mehr oder minder miteinander
verwandt. Wir sehen rein ungarische Geschlechter im Bündnisse mit kroatischen und
bosnischen Magnaten gegen den legitimen König kämpfen nnd rein kroatische Familien
unentwegt zur königlichen Fahne stehen. Der Krieg wurde bis aufs Messer geführt; ganze
Geschlechter, zahlreiche Familien wurden ausgerottet, und das Ergebniß dieser langwierigen
Kämpfe war zwar die Anerkennung des ungarischen Staates im Binnenlande; aber
Venedig behielt via kacti die Küste (1433). Ragusa bleibt zwar dem Banner Ungarns
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch