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aus die Katholiken in dem Sinne einzuwirken, daß sie ihre Erlösung uur von Österreich
zu erhoffen hätten. Diese politische Richtung wurde durch die neue Stellung der Monarchie,
welche von den Franzosen aus dem Deutschen Reiche gedrängt war, nur befestigt. Man
fühlte es instinetiv, daß die Dynastie wie auch die nunmehr neugestaltete Monarchie ihre
politische Mission im Osten suchen müsse. Der feinste Beobachter seiner Zeit, Erzherzog
Karl, und die besten Generäle der Armee befürworteten vom Jahre 1807 angefangen
die Annexion des adriatischen Dreieckes. Diese Mission Österreichs hatte seit dem Falle
der venetianischen Republik in Dalmatien auch eine positive Basis, die sich zwar infolge
der französisch-italienischen Contreminen nicht in dem Maße ausnützen ließ, als es für
eine couceutrirte Action nothwendig gewesen wäre, doch für die Zukunft von sehr
bedeutender Wichtigkeit war.
Anderseits raffte sich das mohammedanische Element, welches von drei ihm
feindlichen Kräften, von dem berechnenden und gewiß nicht freundlichen französischen
Einflüsse, von der österreichischen katholischen Propaganda und von der serbisch-
russischen Orthodoxie umgeben war, auf und verhinderte, entflammt durch seinen alten
nationalen Haß gegen das Serbenthum, ein dauerndes Herübergreifen des Aufstandes
auf bosnisches Territorium. Die bosnischen Truppen wurden zwar von den Serben
oft besiegt, aber sie rächten sich auch dafür sehr oft, und als schließlicher Erfolg der
tapferen Haltung Bosniens kann es bezeichnet werden, daß in dieser Zeit, wo so viele
Stürme über das ottomanische Reich hereinbrachen, wo Österreich, später Frankreich und
dann voriibergehend auch Rußland sich an den Grenzen Bosniens festsetzten, dieses — „die
Schwelle des Reiches" — erhalten blieb. Dieser Umstand bestärkte die Mohammedaner in
ihrer Auffassung, daß sie der Regierung des Sultans nichts zu verdanken habeu, und daß
im Gegentheile sie in der größten Noth die Helfer des Staates, die Retter der Ober-
herrschaft des Sultans seien. Es schmerzte sie zwar als Glanbeusgeuossen, daß die
Serben mit ihrer Autonomie einen unleugbare« Sieg errungen; doch waren die Besiegten
ja zumeist Osmaulis.
Viel wichtigere Folgen hatte die zeitweilige französische Oeeupation Dalmatiens
und dann die dauernde Rückeroberung von Seite der Habsburger; denn von dieser Zeit
datirt, im Zusammenhange mit dem serbischen Unabhängigkeitskriege, die erste Regung
der Natioualitätsidee im adriatischen Dreiecke.
Mau bezeichnete von Rom aus die Katholiken des adriatischen Dreiecks mit
einem alten, durch die Renaissance wieder aufgekommenen Nameu als Jllyrier, und
diese Bezeichnung entwickelte sich alsbald zum Collectivnamen der kroatischen, dalmatinischen
und bosnischen Novizen, durch diese dauu literarisches Bürgerrecht erlangend. Als dann
die Idee der französischen Revolution nud später die Politik des Kaiserreiches auch iu die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch