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sich wohl nur wenige dauernd hier an, hie und da dürfte es aber doch vorge-
kommen sein, daß einer oder der andere dieser Funktionäre eine Familie begründete und
in Bosnien blieb.
Es kann somit die Frage aufgeworfen werden, ob diese geschichtlichen Thatsachen
nicht auch auf die physische Beschaffenheit des Volkes in irgend einer Weise eingewirkt
haben? Sowohl die tägliche Beobachtung, als nicht minder die bis jetzt vorliegenden
anthropologischen Untersuchungen beantworten diese Frage im bejahenden Sinne. So
findet man unter den Katholiken und Mohammedanern viel häufiger blondes Haar, blaue
oder graue Augen und eine lichte Hant, als unter den Orientalisch-Orthodoxen, bei denen
der dunkle Typus überhaupt überwiegt. Die zwei erstgenannten Konfessionen haben ferner
viel mehr Vertreter des sogenannten Mischtypus als die letztere. Hiefür kommen wieder
bei den Orthodoxen häufiger Individuen mit ovalem Gesicht vor, als bei den Katholiken
und Mohammedanern. Die Beimengung fremder Elemente scheint bei den Mohamme-
danern überdies bewirkt zu haben, daß man unter ihnen 10 Percent Nichtbrachycephaler
antrifft, wohingegen die Brachyeephalie bei den Christen 95, beziehungsweise 96 Percent
ausmacht. Endlich ist bemerkenswerth, daß die Katholiken, nach meinen Messungen
wenigstens, etwas kleiner sind (1709 Millimeter) als die Mohammedaner (1725 Milli-
meter) und die Orientalisch-Orthodoxen (1723 Millimeter), da bei den ersteren die
verhältnismäßig meisten Kleinen (3'8 Percent) und Mittelhohen (35 6 Percent) vor-
zukommen pflegen.
Neben den Slaven, welche die Hauptmasse der heimischen Bevölkerung Bosniens
und der Hercegovina ausmachen, sind nur wenige andere Elemente vertreten. Hierher
gehören die Spaniolen, die Zigeuner und die Karavlahen.
Die Mehrzahl der heute in Bosnien angesiedelten Spanio len stammt von 30 bis
40 Familien ab, welche im Jahre 1604 durch Nastali bin Mandjnr, den Banquier des
Gouverneurs Baltadzi-Mehmed Pascha, aus Constantinopel und Salonichi nach Sarajevo
gezogen wurden. Mehrere Familien sind später aus Rumelien, Serbien und Bulgarien
eingewandert, einzelne endlich aus Padua und Venedig. Die Juden Bosniens sind
durchwegs „Sefardim" und haben theils spanische, theils italienische Familiennamen,
wie z. B. Alchali, Ehavejo, Albachari, Calderon, Danon, Gaon, Altaraz, Finzi, Montiljo,
Maestro, Papo, Pereira, Pinto ?e. Unter einander bedienen sie fichder spanischen Sprache,
die von Tureismen und Bosnicismen stark durchsetzt ist.
In physisch anthropologischer Beziehung kann von den bosnischen Spaniolen das
folgende Bild entworfen werden. Es sind mittelgroße (1644 Millimeter), häufig schmal-
brüstige und nicht selten auch kleine Gestalten, unter denen eine hie und da vorkommende,
breitschultrige Hünengestalt umfomehr auffällt. Ihre auf die Schädellänge redneirte Kopf-
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch