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Die große Anzahl der Schriftsteller und die zahlreichen Auflagen ihrer Werke
beweisen ferner, daß das Volk schon damals ein großes Lesebedürfnis empfand, und es
ist gar kein Zweifel zulässig, daß die bosnische Literatur, wenn die socialen und politischen
Verhältnisse günstiger gewesen wären, auch nach der weltlichen Richtung hin Blüten und
Früchte gezeitigt haben würde.
Eine Eintheilnng dieser religiösen Literatur nach dem inneren Werthe oder nach
dem Ideengehalte ist nicht durchführbar. Auch bringt sie fast nur Übersetzungen oder
Compilationen, welche indessen zur Befriedigung der religiösen Bedürfnisse des Volkes
vollkommen ausreichten. Gleichwohl sind die bedeutendsten Schriftsteller dieses Zeit-
abschnittes jene, welche ihre Werke in der Bosancica veröffentlichten. Wir beschränken uns
darauf, die Namen der wichtigeren Repräsentanten dieser Gruppe anzuführen.
Der Begründer der zweiten literarischen Periode in Bosnien ist Mathias Divkovic
aus dem Dorfe Jelasci im Bezirke Visoko, welcher im Jahre 1631 starb. Er schrieb zahl-
reiche Bücher, welche seine Gelehrsamkeit und seinen Fleiß im besten Lichte zeigen.
Erwähnt sei noch, daß er als der Erste die gebundene Rede in die bosnische Literatur
einführte, offenbar angeregt durch die blühende Poesie Ragnsas.
In der Bosancica schrieben ferner: Pavao Posilovic aus Glamoc, 1642—1664
Bischof von Scardona in Dalmatien; Stjepan Markovac oder Margitiö aus Jajce,
nach Divkovic der fruchtbarste Schriftsteller, wichtig für das Studium der Volkssitten
und Gebräuche; Augustin Vlastelinov iö aus Sarajevo. Der einzige, aber kenntnißreiche
Dichter aus Laieukreiseu, Bono Beniö, 1708—1785, schrieb eine Chronik über die kirch-
lichen und politischen Zustände seiner Zeit. Erwähnt sei noch, daß der Provinzial Fra
Lnka Karagic in einem Rundschreiben vom Jahre 1737 den Gebrauch der Lateinschrift
nicht nur im öffentlichen, sondern auch im Privatverkehr verbot. Sein Verbot blieb jedoch
unbeachtet, denn Bücher wurden fortan nur in dieser Schrift gedruckt.
Dieser Gruppe gehören an: Ivan Bandnloviö aus Skoplje (Dolnji Bakus), dessen
Hauptwerk „Episteln und Evangelien", zum ersten Male gedruckt zu Venedig 1613, sich
durch 150 Jahre im kirchlichen Gebrauch behauptete; Ivan Ancic aus dem Dorfe Lipa
bei Zupanjac, gestorben 1685; Lovro Sitoviö aus Ljnbuski, war ursprünglich Moham-
medaner, trat jedoch zum Christenthume über und docirte mit großem Erfolge Philosophie
in Sebeuico, wo er 1729 starb. Ferner gehören hieher Marian Lekusic aus Mostar;
Hieronymus Filipovic aus Rama, gestorben 1765; Marko Dobretic, von 1773 bis
zu seinem Ableben im Jahre 1784 Bischof von Bosnien; Lnka Vladimirovi?, geboren
in Mostar 1718; Philipp Lastric, geboren 1700, gestorben 1783. Unter seinen zahl-
reichen Werken ist am verdienstvollsten das „kpitome vetugwtum Losnensis provineiao
etc.", weil es unter Anderem den ersten Versuch einer bosnischen Literaturgeschichte
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Volume 22
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bosnien und Herzegowina
- Volume
- 22
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.34 x 22.94 cm
- Pages
- 536
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch