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der Stein- und Bronzewerkzeuge mit Bestimmtheit von einander trennen, insofern die
Ureinwohner Jaspis, Hornstein uud Achate gerade aus den Goldwäschergegenden erhielten
und die Bevölkerung Daciens, nach unzweifelhaften Daten, schon auf der Anfangsstufe
der Civilisation sich des Goldes mindestens zum Schmuck bediente, aber selbst das dieser
Mineralien ermangelnde Alföld schon das dacische „Elektron", eine Legirnng von Gold
und Silber, verwendet haben mag. Steinwerkzeuge mögen in großer Menge und nicht
bloß aus den für das Erzgebirge charakteristischen Gesteinen in den Verkehr weiterer
Kreise gelangt sein, aber auch den Südkarpathen eigenthümliche Mineralien, wie
Amphibolit, Phyllit, gewisse Qnarzitarten, nebst granatführendem Glimmerschiefer und
Serpentin waren anch über den Umkreis des localen Bedarfes hinaus sehr gesuchte
Artikel, und die Handmahlsteine aus dem bei Heviz am Altufer gefundenen schwammigen
Basalt waren nachmals, schon in der Blütezeit der Bronzeindustrie, auch im Alföld
bis an die Theiß hinab in allgemeinem Gebrauche.
Auch die mit Buckeln besetzten Steinkolben, die mitten im Mezöstg, bei Meleg-
Földvär und Szent-Gotthärd, dann in der Zone des Erzgebirges bei Csaklya (Comitat
Alsö-Feher), Erdösalva (Comitat Hunyad), in dem seit Urzeiten salzberühmten Vizakna
und oben zu Gatfalva am Nyärädfluß ganz ähnlich geformt vorkommen, konnten gewiß
nur einer systematischen Fabrikation entstammen. Daß die Bevölkerung Daciens in der
Steinzeit Handel und Gewerbe eifrig betrieb, dafür sind schon die aus dem Obsidian der
Tokajer Hegyalja gesprengten Messerklingen, die aus den Chondylns-Muschelu des
Schwarzen Meeres geschnitzten Perlen und Armbänder, ein von der Insel Naxos nach
Csaklya gelangter Schmirgelmeißel und der Ostsee-Bernstein an sich Beweis genug. Die
Funde im Goldbergwerk zu Karacs (Hnnyader Comitat) bezeugen, daß Steinwerkzeuge
auch beim Bergbau auf Gold in Verwendung standen, und ebenso sicher ist es, daß die
Kupferäxte, welche die Gegend des Erzgebirges bemerkenswerth gemacht haben,
Werkzeuge von Arbeitern der Goldbergwerke waren. In der That mögen sich die zu
Csaklya, Böj, Tordos und Tiruovicza (zwischen Deva und Körösbänya) gefundenen
zweischneidigen Kupferäxte besonders geeignet haben, die Goldgänge aus dem harten
Grüneisen-Trachyt herauszuhauen.
Gleichzeitig mit dem Gebrauche der Stein- und Kupserwerkzenge nahm auch die Gold-
wäscherei einen Aufschwung und es bürgerten sich die Kunstgriffe der Goldschmiedetechnik
ein. Der Goldbezirk mag der Mittelpunkt der ersten Culturthätigkeit in Dacien gewesen sein.
Darauf deutet schon die sorgfältige Befestigung der Felsenpässe, welche durch die Kalkgebirge
längs des mittleren Maros zu den Goldbergwerken führen. Von Zäm aufwärts, besonders
bei Kis-Bänya (Bojcza), in der dreifachen Verzweigung des Algyögyerbaches, dann weiter
in den Schluchten der Gebirgsbäche, die zum Tövisberge, nach Straßburg (Nagy-Enyed)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch