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Thongefäße, an denen hie und da auch eingelegte Kaolinornamente vorkommen. An
Reichthum der Funde übertrifft alle anderen die von Sophie Torma aufgedeckte
Ansiedlung zu Tordos. Überrascht sieht man hier, außer Stein- und Knochengeräthen
von verschiedenster Form, mannigfaltige Kupfer- und Bronzegegenstände und an den
Gefäßen religiöse Symbole, die auf Assyrien und Babylonien Hinmeisen. Als Herodot im
V. Jahrhundert v. Chr. der Welt von dem Goldreichthum der Agathyrser am Maros
Kunde gab, war das dacische „Elektron" bereits dnrch die Kaufleute von Milet auf den
Weltmarkt gelangt. Die erwähnten orientalischen Götterbilder und Symbole mögen auf
längst befahrenen Verkehrswegen, dem Alt, Karas und Temes entlang, in das urzeitliche
Dacieu gelangt sein. Solche Götterfigureu uud Symbole fanden sich noch in der Gegend
von Kubin an der unteren Donau und in der Csäklyaer Ansiedlnng bei Nagy-Euyed.
Die Agathyrser dürften es damals auch in der Eisenproductiou schon sehr weit gebracht
haben; Beweis dessen, außer ihren mit Thoneisenstein gefärbten Gefäßen, die Sitte, sich
als Nangsabzeichen Gesicht, Hände und Füße mit Thoneisenstein zu färben.
Das goldene Ringgeld wird wohl gleichzeitig mit den an Form und Gewicht ihm
völlig gleichen Bronzeringen in Dacien als Tauschmittel gedient haben. Das zur Bronze-
legirnng erforderliche Zinn war seiner Seltenheit wegen damals ein ebenso gesuchter
Handelsartikel, wie Bernstein, Gold und Edelsteine. Man führte es seit dem II. Jahr-
tausend v. Chr. von den Kassiteriden, einer Inselgruppe an der südwestlichen Ecke
Groß-Britanniens ein, wie den Bernstein von den Gestaden der Ostsee, und ein Haupt-
handelsweg der Phönizier, die diese Einfuhr vermittelten, berührte auch Dacien. Häufig
genug kommen centnerschwere Massen roher Bronze, in Kuchenform, sowie fertige oder zum
Einschmelzen bestimmte Bronzewaren aus der Erde zum Vorschein. Die interessantesten
dieser Depotfunde sind die von Hammersdorf (Szent-Erzsebetsalva) bei Hermannstadt, wo
1870 über sechs Centner Bronzewaren und Rohmaterial, darunter auch reine Zinnplatten,
gefunden wurden, dann von Nyäräd-Gälfalva (in der Nähe von Maros-Väfärhely) und
Jspänlaka (in der Nähe des Salzlagers von Maros-Ujvär), wo man eine Bronzemasse von
zehn Centnern fand. Es gibt da kein einigermaßen begangenes Thal, keinen Grenzpaß, wo
nicht Bronzefunde in größerem oder geringerem Betrage vorkämen: massenhafte Sicheln,
die verschiedensten Meißel, Lanzen- und Pfeilspitzen, Dolchmesser, Messer, Rasirmesser,
Sägeblätter, einfache und verzierte Fibeln (Sicherheitsnadeln), Nadeln, Pfrieme, Punzen,
Spiral-Armbänder, Knöchelringe, Schwerter, Streitkolben, Helmbestandtheile.
Außer dem Siebenbürgischen Museum zu Klausenburg und dem Bruckeuthal'scheu
Museum zu Hermanustadt, die als ältere Institute den größten Theil dieser Schätze
enthalten, gibt es noch sehr lehrreiche Sammlungen dieser Art im Colleginm Bethlen zu
Nagy-Enyed (dem Eifer des Professors Karl Herepey zu danken), im Szeklermuseum zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch