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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Volume 23
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55 verschiedenartigsten Befestigungen. Sie gingen gleichsam als Erbtheil von einem Volke, einem Geschlechte ans das andere über; nacheinander, Jahrhunderte hindurch, fühlte jedes von ihnen die Nothwendigkeit derselben, genoß ihre Wohlthaten und trug das Seinige zu ihrer Erhaltung bei. So hat die Zeit nur wenige von ihnen zerstört. Aber schon die große Zahl von Ortsnamen, wie Värhely, Väralja, Värhegytetö n. s. w., in denen das Wort „Vär" (Burg) vorkommt, liefert den Beweis, daß das Land einst von befestigten Punkten wimmelte. Allein so groß ihre Anzahl, so gering ist unser Wissen von ihrer Entstehung und Geschichte. Dies erklärt sich einestheils durch das hohe Alter von sehr vielen, andererseits aber dadurch, daß es hier wie anderwärts im Mittelalter nicht gebräuchlich war, die Entstehung der Burgen urkundlich festzulegen. Die Sagen und Geschichten aber, so hübsch und interessant sie sein mögen, können keine Daten ersetzen, sondern höchstens als Grundlage für allgemeine Schlüsse dienen. Dazu kommt noch, daß hier zwei Meinungen gegenüberstehen, und zwar nicht ans Daten gegründete, sondern, was das Bedenklichste ist, von nationalen Gesichtspunkten ausgehende, die sich schnurstracks widersprechen. Die eine ist die Meinung der Szikler, die andere die der Sachsen. Jene behaupten, die Szikler, angeblich in Siebenbürgen zurückgebliebene Nachkommen der Hunnen, hätten noch vor der magyarischen Eroberung des Landes im Szeklerlande etwa hundert Burgen gebaut. Nach der gegnerischen Meinung wäre jede, oder beinahe jede, nicht von Römern, Daciern oder Barbaren erbaute Burg sächsischen Ursprunges; also wären es die Sachsen gewesen, die zur Zeit des ungarischen Königthums den Burgbau hier eingebürgert und auch einen Theil der Burgen im Szeklerlande gebaut haben. Von den beiden Meinungen ist die erste die weniger stichhaltige. Erstens weil das Szöklervolk auch jetzt noch zum Holzbau neigt, die in Frage kommenden Befestigungen aber Steinbauten sind; und zweitens weil gerade bei den Szöklern die meisten Sagen über den wunderbaren Ursprung von Burgen entstanden sind, ein Beweis, daß diese auf sie den Eindruck des Übermenschlichen, von Riesen Geschaffenen machten. Allein auch die zweite Meinung ist nicht durchaus richtig, da, wie sich weiterhin zeigen wird, die defensive Baukunst der Sachsen sich ans die Kirchen- kastelle und die Festungswerke der Städte beschränkte. Immerhin ist es nicht unmöglich, sich über den Ursprung der Burgen wenigstens in» Allgemeinen so zu orientiren, daß man innerhalb des Wahrscheinlichen bleibt. Von den Schutzbauten der Römer, den Lagerplätzen und Wachtthürmen abgesehen, sind die sieben- bürgischen Befestigungen mit wenigen Ausnahmen Hochburgen und lassen zwei große Perioden des Burgeubaues erkennen. Die ältere dürfen wir im Allgemeinen die der barbarischen, das heißt primitiven Burgen nennen; die zweite ist die dem ungarischen Königthum ungehörige.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Volume 23
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (7)
Volume
23
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1902
Language
German
License
PD
Size
15.13 x 23.25 cm
Pages
622
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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