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vielleicht hölzerne Kirche gestanden haben kann. Sie hat drei Schiffe von gleicher
Breite und drei Joche. Die Seitenschiffe sind mit je drei querliegenden Tonnen-
gewölben gedeckt, deren mittleres höher ist. Das Hauptschiff hat ein der Länge nach
liegendes, gleichfalls höheres Tonnengewölbe. Die Kreuzung der höheren Tonnen bildet
über den Gurten, welche die in der mittleren Travöe des Hauptschiffes stehenden vier
Säulen verbinden, ein Quadrat. Den Raum zwischen jenen Gurten und der Kreuzung der
Tonnen füllt ein eigenthümliches Gewölbe aus, das als Ersatz für Gewölbezwickel hier den
Übergang vom Viereck zum Kreise vermittelt. Dieses Gewölbe, von runder Form, setzt sich
über der Kreuzung der Tonnen fort und bildet gleichsam eine Trommel, auf der die hoch
aufragende zehnseitige, kuppelgedeckte Laterne ruht. Das Chor schließt mit zwei Seiten,
die sich im rechten Winkel treffen und ist mit einer flachen Blendkuppel und von dieser
ausgehenden Stichkappen gedeckt. Außen ist die Basis der Laterne interessant mit
romanischem Zickzackornament verziert, das Innere der Kirche weist wohlerhaltene
Malereien im byzantinischen Stile auf. Die Vorhalle und der vor dieser stehende Thurm
sind im XVII. Jahrhundert erbaut. Die Kirche zu Guraßäda ist ähnlich angeordnet,
doch schließt das Chor halbkreisförmig und statt der Laterne hat sie einen quadratischen
„siebeubürgischen" Thurm mit achteckigem Helm. Das Tonnengewölbe des nördlichen
Seitenschiffes ist eingestürzt. Die Entstehungszeit ist unbekannt; die Glocke im Thurm ist
von 1668, die Wandgemälde im Innern von 1765.
Die Kirche zu Fogaras ist doppelt so groß wie die geschilderten und übertrifft sie
bei weitem an correcter Ausführung und guten Verhältnissen des Jnnenranmes. Die
Westseite hat in voller Breite eine zweiachsige, mit zwei flachen Blendkuppeln gedeckte
Vorhalle. Die der Reihe nach dahinter folgenden Abtheilungen für Frauen und Männer
sind quadratisch, desgleichen das im Halbkreis geschlossene Chor. Jeder dieser Abschnitte
hat eine Zwickelkuppel, die auf den in die Ecken gestellten Pfeilern und den diese
verbindenden Gurten ruht und in eine hohe, achteckige, von schmalen Fenstern durchbrochene
Laterne ausgeht. Die Männerabtheilung ist von der der Frauen durch eine aus achteckigen
Säulen und drei Rundbogen gebildete Arkade mit drei Öffnungen, diese aber vom Chöre
durch den Ikonostas getrennt. Innen sind die Seitenwände, sowie die Kuppel mit wohl-
erhaltenen Malereien nach byzantinischer Vorschrift geschmückt, deren Zeichnung und
lebhafte Färbung eine geübte Hand verräth. Außen ist der hohe Sockel der Kuppeln mit
einem dichten Zahnschnitt umgeben. Eine Wandtafel hat eine mit cyrillischen Buchstaben
in rumänischer Sprache geschriebene Inschrift, welche besagt, daß die Kirche im
Auftrage des Coustautin Basaraba Brancovan, Wojwvden von ganz Rumänien,
in den Jahren 1694bis1697 erbaut wurde; Neagoe PitarRatescu war damals Jspravnik.
Derselbe Brancovan soll auch die jetzt halb in Trümmern liegende Klosterkirche zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch