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Äpfel und Birnen sind im ganzen Lande schwerlich zu finden. Außer den edleren Obst-
sorten wachsen auch Unmengen von Pflaumen. Die ausgedehnten Zwetschkenpflanzungen
sind eine reichliche Einnahmsquelle für ganze Gegenden. Besonders gut und schön sind
die Pflaumen von Beßtercze, auch Berzeucze genannt, die gedörrt oder als Mus im
ganzen Lande genossen werden. Aus verschiedenen Pflaumensorten wird alljährlich eine
große Menge Pflaumengeist gebraunt. Ferner gibt es massenhaft ausgezeichnete Nüsse
und schöne, schmackhafte Kirschen. Allein trotz der günstigen landwirthschastlichen Ver-
hältnisse ist die Ausfuhr gering. Eine bedeutendere Ausfuhr könnte das Comitat nur an
feinen Obstprodneten haben; seine jetzige Jahreseinnahme für Obst macht eine halbe
Million Gulden aus.
Die Hornvieh-, Schafe- und Schweinezucht ist hier ungemein wichtig. Die fetten
Weidetriften und ergiebigen Eichelwälder des Comitats bieten sich für die Zucht von
Nutzthieren förmlich an. Das Hornvieh entwickelt sich prächtig, und aus dem ganzen
Lande kommen die Händler auf den berühmten Viehmärkten von Szilägy-Cseh, Zfibö,
Nagyfalu, Kraßna, Zilah und Egerhät zusammen. Für Pferdezucht dagegen gibt es außer
den berühmten Wesselenyi'schen Ställen zu Zsibö und Görcsön kaum noch eine erwähnens-
werthe Station.
Die Gewässer sind reich an Fischen und Krebsen. In den Gebirgsbächen, namentlich
den Quellgewässern des Berettyö, gibt es viele Forellen, im Szamos Welse und, besonders
zur Laichzeit, Lachsstöre.
Aus alledem könnte man folgern, daß der der Urprodnction obliegende Theil der
Bevölkerung mindestens unter leidlichen Existenzbedingungen lebt; allein dies ist nicht der
Fall. Das ackerbauende Volk verarmt. Ein besonders ärmliches Leben führen die,
übrigens nicht sehr arbeitsamen Walachen in ihren regellos zerstreuten Strohhütten am
Meßes, Rez und Bükk. Ihre Nahrung bilden jahraus jahrein der aus Mais gebackene
Male (Maiskuchen), ein mageres, meist mit Sonnenblumenöl zubereitetes Gericht von
Hülsenfrüchten und die Zwiebel; die wenigen Wohlhabenderen, die eine Menge Schafe
und Ziegen halten, leben von Milch, Topfen und Käse.
Die Zahl der magyarischen Einwohner beträgt 67.225, die der rumänischen
117.711. Die starke Zunahme der Rumänen ist hier neueren Datums. Es gab zwar auf
diesem Gebiete schon unter den Anjou Besiedelungen mit Walachen, aber daß sie heute
einen so großen Raum einnehmen, ist nur jener ununterbrochen durch fast zwei Jahr-
hunderte andauernden Volksausrottung zuzuschreiben, die mit dem Augenblicke begann,
als das Szilägysäg zum ,?artium" wurde. Von da an zahlte die Bevölkerung beständig
doppelte Steuer: an Ungarn und an Siebenbürgen, und seit 1661, da es unter türkische
Botmäßigkeit gelangte, auch noch ein drittes Mal, nämlich mittelbar an die Pforte. Dabei
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch