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der Schilde, welche die Consolen im Chor der gothischen Kirche decken, hat sich die
Jahreszahl erhalten.
Vom Kirchenhiigel, besonders aber von dem 1820 erbauten Thnrm, hat man einen
gewaltigen Rundblick über sämmtliche Ortschaften in der nördlichen, ebenen Hälfte des
Ermellek und über mehrere Dörfer seiner hügeligen, reben- und weinberühmten Südgegend.
Westlich liegt das Dorf Szeödemeter, mit dem Geburtshause Franz Kölcseys, Dichters
des Natioualliedes „Hymnus"; es wurde 1890, zur hundertsten Jahreswende von
Kölcseys Geburt, durch den Wesselenyi-Verein des Szilägyer Comitats mit einer
Gedenktafel bezeichnet. Über Szeödemeter hinaus folgt das Dorf Peer, mit berühmtem
Bakatorwein; es ist der Geburtsort des hervorragenden Geschichtschreibers Esaias Bndai.
Nordöstlich von Tasnad, am Rande der ebenen Comitatshälfte, liegt das Dorf Äkos, mit
einer noch völlig erhaltenen, zweithürmigen romanischen Kirche aus der Ärpädeuzeit; sie
gehört jetzt den Reformirten.
Die Szilägysager Eisenbahn führt von Tasnad nach Äkos in nordöstlicher Richtung,
größtenteils an der Grenze zwischen Flach- und Hügelland. Bei Äkos schwenkt sie ins
Kraßnathal ein und erreicht Sarmasäg, wo der Kraßnafluß das Thal des Zilahbaches
trifft. Unterhalb Sarmasäg theilt sich die Szilagysager Eisenbahn; eine kürzere Nebenlinie
zieht nach Szilägy-Somlyo nnd verläßt das Hügelgelände, um sich zwischen den Vorbergen
des Meßes zu verlieren. Westlich der Eisenbahn bleiben einige kleinere Dörfer liegen,
darunter Zälnok (früher Zonnk, Zolnnk), und in einem tiefen, waldigen Thale am Fuße
des Ursoiberges erscheinen die Ruinen der Burg Zönuk und eines alten Klosters. Zälnok
hat auch ein Bad, das von vier Mineralquellen gespeist wird. Die Bevölkerung sind
größtentheils griechisch-katholische Rumänen; die Holzkirche ist 200 Jahre alt.
An Zälnok stößt südlich die rein-magyarische Großgemeinde Keiner, mit
wohlhabender reformirter Bevölkerung. Unter den benachbarten Dörfern ist Somlyö-
(oder Suta-) Ujlak durch eine Kirche mit schönem Thurm berühmt.
Südlich von Sarmasäg folgt die Eisenbahn dem Kraßnathal und erreicht alsbald
Szilägy-Somlyö, Hauptort des ehemaligen Kraßnaer Comitats nnd Stammsitz der
Familie Bäthory. Es ist eine hübsche Stadt mit geordnetem Magistrat und 5000 Ein-
wohnern; nach Umfang und Bevölkerungszahl die zweite Stadt des Comitats. Es liegt
am Südfuße der Magura, in herrlicher Gegend, förmlich in einem Obstgarten. Mittendurch
zieht das Silberband der allerdings oft unbändigen Kraßna. Ringsum stehen Berge,
darunter der fichtenbepflanzte Püpos. Dieser Berg hat eine Merkwürdigkeit auszuweisen,
das sogenannte „Drachenloch". In dieser Höhle soll der Sage nach ein siebenköpfiger
Drache gehaust haben, der sich von Zeit zu Zeit ei« Mädchen aus der Stadt holte,
schließlich aber vou einem Vorfahren der Bäthory erlegt wurde. Daher die drei
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch