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Wir folgen diesem Wege, der sich unter dem herrlichen Laubdach weithin gelagerter
Waldungen über den Meßesgipfel hinwegschlängelt. Diese Gegend am Südabhang des
Meßes, mit den Thälern des Egregyflnsses und Alinäsbaches, liegt unterhalb des
I^imes vaeieus, im alten Dacien, und ist voll römischer Denkmäler. Der Reichthum an
Wald ist groß, der Boden jedoch mit Ausnahme der schmalen Egregy- und Almäs-Ebene
eher arm. Auch das Klima ist rauher, als im übrigen Comitat. Gegen das Frühjahr hin
kommt es oft vor, daß man hier im Schlitten nach Zilah abreist, jenseits des Meßesgipfels
aber schon auf staubige Straße geräth. Die Bevölkerung ist größtentheils rumänisch;
Magyaren kommen nur sporadisch vor. Die meisten Magyaren wohnen in Ordögknt
und Värmezö.
Unterhalb von Tiho verläßt der Almäsbach die Berge und wir folgen ihm hinab
in das schöne Szamosthal. Wo der Szamos den Egregy aufnimmt, liegt der Mündung
und dem Raköczyberge gegenüber der Ort Zsibö mit dem im XVIll. Jahrhundert erbauten
Schloß der Freiherren Wesseleuyi. Zsibö ist Geburtsort und Ruhestätte des großen
Nikolaus Wesselinyi. An das Schloß zu Zsibö knüpfen sich, dank der dortigen Thätigkeit
der Wesselenyi, zahlreiche Erinnerungen aus bewegten Zeiten unseres öffentlichen Lebens
und unserer Literatur. Auch die Geschichte nennt Zsibö in Verbindung mit denkwürdigen
Ereignissen: hier verlor Franz Raköczy II. im Jahre 1705 eine Schlacht gegen die
kaiserlichen Truppen, und hier legte im Jahre 1849 die letzte Honvödschaar die Waffen
nieder. Die wohlgeordnete und in rascher Entwicklung begriffene magyarische Ortschaft
hat in letzter Zeit durch die Szamosthaler Eisenbahn viel gewonnen, die hier ihren
eigentlichen Brennpunkt hat und nach drei Richtungen ausstrahlt: gegen Zilah, gegen
Deis, beziehungsweise Bistritz, und gegen Norden dem Unterlaufe des Szamos entlang
nach Nagy-Bänya.
Der geschlängelte Szamos bewässert bis Benedekfalva ein herrliches Thal, auch
wird dieser Theil des Comitats am linken Ufer durch die Eisenbahn belebt. In dieser
gesegneten und wirklich schönen Gegend gab es einst blühende magyarische Ortschaften.
An ihrer Stelle sind seither kleine, ungeordnete, meist von Rumänen bewohnte Dörfer
entstanden.
Von Szöplak und Köö d angefangen verengert sich das Thal. Unterhalb von
Kööd, in der Flanke der das rechte Szamosnfer begleitenden Berge, erscheint auf einem
nur von Norden zugänglichen Steilgipfel die Ruine Kööd, der Rest einer einst ansehn-
lichen Kirche. Ein paar Hundert Meter über der Ruine, auf dem Gipfel des nämlichen
Berges, findet man auf einem Plateau verstreute Steine von alten Gebäuden; sie gelten
als Trümmer einer alten Burg, sind aber wahrscheinlich die der urkundlich erwähnten
Meßeser Abtei zur heil. Margarethe, aus dem XII. Jahrhundert. Gegenüber liegt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch