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die „Promenade", mit einem Sommertheater und dem 18ö6 erbauten Dianabade, in der
Nähe das stattliche neue Gebäude der staatlichen höheren Mädchenschule. Jenseits des
Szamos, auf der die Promenade beherrschenden Höhe, erhebt sich die Citadelle. An der
südlichen, ziemlich steilen Flanke dieser Anhöhe klimmen die Häuschen des Stadttheils
Sänez-alja (unter der Schanze) hinan, während die Ostseite des Hügels mit Weingärten
bepflanzt ist, zwischen denen sich jetzt auch hübsche Villen erheben. Zwischen dieser Villen-
gruppe und dem Szamos liegt der Stadttheil Hidelve (Brückenkopf), jenseits des Szamos
bis zum Szamosgrabeu der Stadttheil Ketvizköz (zwischen zwei Wassern). Jenseits des
Szamosgrabens liegt an dessen rechtem Ufer eine Vorstadt, die aus der äußeren
Ungar-, äußeren Mittel- und äußeren Wolfsgasse besteht; die beiden letzten heißen seit
kurzem Honved- und Zapolyagasse. Alle diese Stadtheile zusammen führen den
überlieferten Namen Höstät. Ihre Bewohner, die sogenannten Höstäter, bilden eine
förmliche Specialität Klauseuburgs. Sie sind die Urbevölkerung der Stadt, haben
sich aber weder in Sitten, noch in der Tracht der eigentlichen Bürgerschaft an-
geschlossen. Sie sind ein Völkchen von Selbstgefühl, Muth und leicht aufflammendem
Temperament. Ihre eigenthümliche alte Tracht besteht im Winter aus dem blauen
„Mandli", der blauen Grobtuchhose und dem mit reicher Blumenzier ausgenähten Pelz,
im Sommer aus der weiten weißen Leinen-„Gatya" und dem kurzen Leinenhemde, dazu
dem schwarzen Rundhütchen und den hochhackigen Stiefeln mit Hufeisen. Auch die
Höstäter Frauen haben dörfliche Tracht. Sie versehen seit Urzeiten den Klansenbnrger
Markt mit Milch und Grünzeug. Das Höstäter Volk hat auch eine interessante
sociale und humanitäre Vereinigung, die sechshundertjährige „Kalandosgesellschaft",
deren Name vermuthlich von dem lateinischen eulendae herkommt, weil sie nämlich ihre
Mitglieder gewöhnlich am ersten jedes Monats zu versammeln pflegten. In neuerer Zeit ist
sie übrigens nur ein Leichenverein.
Inmitten der Vorstädte liegt am rechten Ufer des Szamosgrabens die innere Stadt,
mit einem Flächeninhalt von 95 Joch. Dies ist das eigentliche Klausenburg, dessen
Mittelpunkt der ausgedehnte viereckige Hauptplatz mit der stolz aufstrebenden St. Michaels-
Psarrkirche bildet. Von hier strahlen die Hauptstraßen der Stadt in vier Richtungen aus.
Auf diesem Hauptplatze, jetzt König Matthias-Platz genannt, wird in Kurzem das Reiter-
denkmal des Königs Matthias, ein schönes Werk Johann Fadruß', errichtet werden. Dem
westlichen Hauptportal der Kirche gegenüber steht in der westlichen Häuserzeile das
Pfarrhaus, ein zum Theil noch dem XV. Jahrhundert angehöriges Gebäude. Hier stieg
Joseph II. ab, als er Klausenburg besuchte. In dieser Zeile steht auch das Baron Jösika'sche
Haus, in dem jetzt die königliche Tafel untergebracht ist. In der südlichen Zeile erblickt man
das um die Mitte des XIX. Jahrhunderts erbaute Stadthaus. In der östlichen Zeile fällt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch