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grünen Rahmen der Fichtenwaldungen die Vlegyäßa, deren Gipfel durch eine noch
lohnendere Aussicht lockt. Dort sieht man einerseits die Biharer Gebirge, wie sie im
. Westen zur Ebene des Alföld niedersteigen, andererseits im fernen Osten das Blau der
Karpathen.
Von der Vlegyäßa zurückgekehrt, geht man von Rekiezel in nordöstlicher Richtung
nach Meregyö im engen Thale des Meregyobaches. Ein echtes Dorf, wie sie am Fuße
der Alpen vorkommen; die Bewohner arbeiten theils im Walde, theils ziehen sie mit
Fensterglas hansirend umher. Von Mereayo nördlich führt der Weg nach Bökeny,'in
dessen Gemarkung ein Schlundbach plötzlich unter einem Felsberg hervorbricht. Bei
Bökeny betritt man schon den Boden von Kalotaßeg, dem in ethnographischer Hinsicht
interessantesten Theile der Klausenburger Gegend.
Kalotaßeg. — Diese Gegend hat ihren Namen vom Kalotabach. Geographisch
ist sie nichts anderes, als das Thal der Kalota und des Sebes-Körös, ethnographisch
aber wird noch die magyarische Bevölkerung der Nachbarthäler des Almäs- und Nadas-
baches hinzugezählt. Nach der allgemein gebräuchlichen Bennennng besteht sie aus zwei
Theilen: dem Felßeg und Alßeg, Felßeg heißt der südliche Theil, der in die zusammen-
stoßenden Thäler der Kalota und des Sebes-Körös fällt; als Alßeg gelten die Gemeinden im
Almästhale. NebstBanffy-Hunyad sind die bedeutendsten Ortschaften des Felßeg: Kalota-
Szent-Kiraly und Gyerö-Väfärhely, wo viel „Geld des heiligen Ladislans"
(Nummuliten) gefunden wird, ferner Körösfö an den Quellen des Körös, Zentelke,
mit einem Schloß des Grafen Georg Bänffy, und Magyar-Gyerö-Monostor, das
Stammnest der Freiherren von Kemeny und des mit ihnen blutsverwandten Hanses
Kabos. Diese Ortschaft hat eine interessante reformirte Kirche; sie steht auf einem Hügel
und ihre Gallerie, Kanzel und Bänke sind kunstreich mit bunten Pflanzenmotiven bemalt,
wie sie auch in den Stickereien des Volkes weidlich verwendet werden. Die ganze Kirche
sieht aus, wie eine einwärts gestülpte „Tulpentruhe". Am Plafond sieht man die
Wappen der Familien Kemeny und Kabos. Hier ist Martin Debreezeni geboren, der
Dichter des Epos: „Die Schlacht bei Kiew" und zugleich Bergwerksingenieur, der sich
durch mehrere montanistische Erfindungen berühmt gemacht hat. Vom Felßeg gelangt
man über das Dorf Magyar-Bikal nach dem Alßeg. Die bedeutendsten Gemeinden
des Felßeg sind im Almästhale: Nagy-Almäs, mit einer großen, dem römisch-katholischen
Stipendienfonds gehörigen Herrschaft und den Trümmern der alten, 1658 von den Türken
zerstörten Dezsö-Burg, aus denen noch jetzt der Bergfried trotzig aufragt, dann
Magyar-Nagy-Zfombor mit dem Schloß der Familie Sombory, Hidalmäs, der
Verwaltnngssitz des zum Klausenburger Comitat gehörigen Almäser Bezirkes, dann an
dem Wege von Hidalmäs in das Thal des Borsabaches das Dorf Drag, mit einem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch