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einsickern kann, sammelt es sich an tieferen Stellen, ans den Thalsohlen, und bildet größere
und kleinere, theils periodische, theils dauernde Tümpel, Moräste, Sümpfe, ja Seen.
Solche kleinere, mehr oder weniger permanente Tümpel und Seen kommen nicht selten
auch in einer gewissen Höhe vor. So befinden sich zwei kleine Seen dieser Art auf dem
Darvasberg, östlich von Apahida. Auch auf der südöstlichen Seite des Berges
„La Osinyigoj", nördlich von Ördöugös-Füzes, findet sich einer; dann ein vierter auf dem
„Dealu Csetate", zwischen den Dörfern Kndn nnd Kajän. Ein ständiger Tümpel ist auch
der an der Nordseite der Wasserscheide zwischen den Bächen von Mikola und Füzes.
Zur Entstehung der Mezösiger Thalseen hat hie und da, und zwar bei einigen größeren
nachweislich, auch die Menschenhand mitgewirkt. An verschiedenen Stellen erkennt man noch
die künstlichen Dämme und Verschlüsse, durch die das Wasser aufgestaut und gesammelt werden
sollte, theils um Mühlen zu treiben, theils zur Anlage von Fischteichen. Früher waren diese
Seen außerordentlich fischreich; die fortgesetzte Raubfischerei hat dem ein Ende gemacht.
Gegenwärtig sind auf diesen Seen zwei Arten von Fischerei gebräuchlich: mit der
Senkreuse (ves?) und dem Zuggarn (ZMlom). Die Senkreuse ist eine aus Rohr
geflochtene Zickzackwand, die im See dergestalt aufgestellt wird, daß an der Spitze von je
zwei gegeneinander gebogenen Flügeln ein kreisförmiger Zaun (Korb, das) steht. Die
Fischer fahren im Kahn, in einer der Senkreuse entgegengesetzten Richtung, aber immer
näher an sie heran, und beginnen das Wasser mit langen Stangen zu schlagen und
aufzurühren. Die erschreckten Fische flüchten sich in den Zann der Rense und von da durch
die enge Öffnung des Korbes in diesen selbst, wo sie dann mit Schöpfnetzen herausgefischt
werden. Interessanter ist das Fischen mit dem Zuggarn. Wenn der See zugefroren ist,
schlagen die Fischer an dem einen Ende desselben ein ausgedehntes viereckiges Loch, das sie
„Tisch" (as?tal) nennen. Von diesem ausgehend, schlagen sie beiderseits divergirende
Reihen kleinerer Löcher, und zwar in Anfangs immer breiteren, dann von einem gewissen
Punkte an wieder immer schmäleren Reihen, die schließlich fast zusammenstoßen. An diesem
Punkte wird ein größeres dreieckiges Loch, der „Herauszieher" (kivonü) geschlagen. Ist
das geschehen, so wird das Zuggarn, an dessen beide Enden lange Stricke gebunden sind,
welche wieder von langen Stangen ausgehen, durch den Tisch hinabgelassen und mittelst
der Stangen und Stricke durch die Reihen der Eislöcher in der Art von Fädelstichen durch-
gefädelt, bis zum „Herauszieher". Hier werden die beiden an den Enden des Zuggarns
befestigten Stricke gekreuzt und das Garn, mit einer oft bedeutenden Beute, herausgezogen.
Die kleineren Seen des Mezöseg verschwinden in neuerer Zeit immer mehr. Ihr
Wasser wird abgeleitet, und wo einst in Schilf und Rohr die Wasservögel nisteten, grünt
bereits meistens das schilfige Gras der Wiesen, oder es dehnen sich Maisfelder, und nur
die verfallende Mühle an dem einstigen Ausfluß erinnert noch an den See oder Sumpf.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch