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Der Comitatssitz De i s ist eine Stadt mit geordnetem Magistrat und etwa 9670
Einwohnern. Er liegt am Zusammenfluß des Kleinen und Großen Szcimos, in einem von
sanft ansteigenden Bergen umgebenen Thalkessel. Die Gassen können bei der Lage der
Stadt nicht regelmäßig sein, werden aber dank der jüngsten Bauthätigkeit immer mehr
verbreitert und regnlirt. Es gibt in diesem Landestheil kaum eiue andere Stadt, die sich
so augenfällig entwickelt und verschönert hätte, als Deös. Die stetige Zunahme von
Handel und Verkehr hat dazu nicht wenig beigetragen. Die äußere Erscheinung der Stadt
ist, von jeder Seite gesehen, sehr gefällig. Dees ist eine alte Bergstadt; seine Salzwerke
setzte schon König Andreas II. in Betrieb, der einen Kammergrafen an die Spitze des
Salinenwesens stellte und zugleich Deis zur königlichen Freistadt erhob, — ein Privileg,
das freilich später in Vergessenheit gerieth. Das Deiser Salz wurde theils per Achse
weit und breit verfrachtet, theils auf dem Szamos nach der Theiß und auf dieser bis
Szoluok hinaus verschifft. Allein die Salzgewinnung wurde um das Jahr 1717 eingestellt
und das Salzamt 1747 nach dem benachbarten Dees-Akna verlegt.
Die Bevölkerung war ursprünglich sächsisch, magyarisirte sich jedoch in der Hunyadi-
Zeit vollständig. Mehrmals wnrde die Stadt verheert. Basta ließ den größten Theil der
Einwohnerschaft niedermetzeln. Später, nach der Zerstörung Großwardeins, erhielt es
neue Ansiedler und Fürst Michael Apaffy erhob es 1665 in die Reihe der edlen Städte;
zugleich gab er der zum Grenzort gewordenen Stadt mit Hilfe der Comitate Kolozs und
Doboka eine Plankenbefestigung. In den Jahren 1703 und 1706 wurde es von den
Labanezen eingeäschert, 1717 von den Krimischen Tataren geplündert und zerstört.
An den Namen Deis knüpft sich nach unserem ältesten Historienlied, dem Lied von
Pannonien (Sage vom weißen Roß) die Überlieferung, die Magyaren hätten bei der
Landnahme, nachdem sie die Karpathen überschritten und an diesem Platz Halt gemacht,
„Dort gebetet an Gottes Stufen
Und dreimal Deus gerufen; Taher denn wurde die Stadt im Land
Am Szamosfluß das edle Dces genannt."
Die naive Worterklärung dieses alten Liedes wurde mit der Zeit eine Localtraditivn,
so daß an dem betagten Thurm, der noch jetzt auf dem Ov är-Hügel bei der Stadt steht,
eine Inschrift von 1578 den Ursprung des Stadtuameus gleichfalls in dieser Weise angibt.
Unter den Gebäuden von Dees ist vor allem die gothische Kirche der Resormirten
zu erwähnen; sie stammt ans dem XV. Jahrhundert und war einst von einer starken
steinernen Mauer umgeben. Nördlich davon steht an demselben Platze das Gebäude, das
deu Fürsten Bathory und später Räkoezy als Residenz diente und von Maria Theresia
dem Grafen Paul Haller geschenkt wurde; jetzt gehört es der Stadt und es ist darin die
Bürgerschule für Knaben untergebracht. Gegenüber steht das 1886 eröffnete Eomitats-
Theater. Am Hauptplatze erheben sich auch das hübsche Stadthaus, das Comitatshaus
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch