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Ernährung. — Der S M e r ißt dreimal im Tage. Das Frühstück, gegen 8 Uhr
Früh, nennt er edvck, was sonst Hauptmahlzeit bedeutet. Das Mittagessen wird um
12 Uhr eingenommen, das Abendessen nach Beendigung der äußeren landwirtschaftlichen
Arbeit. Beim Frühstück und Abendessen sind die allgemeinsten Speisen: Maisbrei mit
Topfen oder Milch, mit Schmalz eingebranntes gesalzenes Kraut oder ein gekochtes
Compot aus gedörrten Pflaumen und Holzbirnen, Eierspeise, im Winter Schweinefleisch
mit Maisbrei, gebratene oder gekochte Kartoffeln mit Krautsaft. In den Obstgegenden
des Udvarhelyer Comitats den Winter hindurch geriebene Aepsel, in der Csik gestoßener
Mohn mit Maisbrei, oder Kartoffeln und Suppe mit „geriebenem Gerstel". Im Sommer-
halbjahr, wo verschiedene Nahrungsmittel nicht im Ueberfluß zu haben sind, giebt es zum
Frühstück und Abendessen gewöhnlich falsche Nudelsuppe, Gerstelsuppe, Kümmelsuppe,
Zwiebelsauce, saure Sauce (vetrec^e), Schnittersauce, Alles mit Brot, dann Zwiebel
oder mit Zwiebeln geschmortes Schaffleisch mit Maisbrei, Kukuruzgries mit Uebergnß
von Milch oder gezwiebeltem Schmalz, im Winter mit Speckgrieben. Im Häromßeker
Comitat Hirsebrei mit Schmalz; in Weingegenden nach der Weinlese durch längere Zeit
ein Paar Trauben mit Maisbrei. Im Frühjahr und Herbst geschmortes Lamm- oder
Schaffleisch mit Maisbrei.
Das Mittagessen besteht aus Bohnen, Erbsen, Linsen, Kartoffelsuppe, Nudel-
öder Gerstelsuppe mit Brot. Am Sonntag erscheint Nudelsuppe mit Hühner- oder Koch-
fleisch (Rindfleisch); im Winter gefülltes Kraut, Kuhfleischsuppe mit Reis oder Perlgerste.
Fleischsuppe ist nur für Souu- und Feiertage, an Wochentagen wird sie selten gekocht.
Die gute Wirthin greift in der Arbeitszeit hänfig zum geräucherten Schweinefleisch,
theilt es aber so ein, daß es bis zum ueueu dauern soll. Mit diesem Rauchfleisch kocht
sie guten Kaisersalat oder Apfelspeisen. In der Regel besteht das Essen nur aus einem
Gang. Ausnahmen sind nur die großen Feiertage und dieser oder jener Sonntag, wenn
man gerade auch einen Gast hat. Dann gibt es anßer Fleischsuppe auch Braten, Pala-
tschinken oder Strudel, gelegentlich noch „auf Stein Geplatschtes" (köre lepesent, eine
auf heißem Stein gebackene Mehlspeise) oder Krapfen und Banmstritzel. Da wird dann
anch Houigbranutweiu, ja Wein credenzt. Auf die großen Feiertage werden immer Kuchen,
Rahm- oder Pflaumenmusfladen gebacken. Kommt dann ein Fremder ins Haus, so wird
ihm Kuchen oder Fladcn, Honigbranntwein oder Wein angeboten. Tritt während der
Mahlzeit ein Fremder ein, so grüßt er die Essenden mit den Worten: „Gott segne Eure
Mahlzeit", worauf geantwortet wird: „Anch Ihr seid gern gesehen! Setzt Euch und eßt
einen Bissen oder zwei!"
Der Bauer hat mit seinen Dienstboten nnd Arbeitern gleiche Kost und ißt meist
am uämlicheu Tisch. Das beste Brot hat man im Haromßsker Comitat und im Waldgebiet
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch