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Ausläufer, im Kelemengebirge dagegen die nach Süden geneigten Flanken die quellen-
reicheren, so daß die in diesen Gebirgen entspringenden Gewässer größtentheils in den
Maros gelangen.
Die Kelemenalpe hat mit den Gebirgen des linken Ufers gleichen Ursprung; sie ist
ein Glied jener weithingedehnten tertiären Trachytkette, die dem aus krystallinischem
Urgestein bestehenden Grenzgebirge parallel laufend, im Süden mit der Büdösgrnppe
beginnt und bei Tusnäd, durch den Durchbruch des Altflusses unterbrochen, ihren Weg
fortsetzt, gleich der Kette der Hargita und des Görgeuyer Gebirges.
Von der Kelemenalpe westlich geht ein Gebirgszweig ab, mit den fast 2000 Meter
hohen Gipfeln Beßterezefö und Strunyöra. Jenseits derselben wird die mit dem Maros
südwestlich abschwenkende, die Bewässerungsgebiete des Maros und Szamos scheidende
Bergkette stufenweise immer niedriger, und der in der Mitte eingebogene Grat des
Jstenßeke (Gottesstuhl, 1370 Meter) starrt schon als Riese in die Luft. Die Herrschaft
des Trachyts hört auf, sein ausgewaschenes Getrümmer weicht dem Sandstein, dann
dem Thonschiefer, und die Gegend verwandelt sich nach und nach in ein Hügelgelände,
dessen Erhebungen selten 500 bis 600 Meter übersteigen.
Im südwestlichen Hügellande birgt der Schoß der Erde eine von den jüngeren
Schichten des Miocän bedeckte mächtige Salzschichte; sie ist ein Theil jenes ungeheuren
Salzgebietes, das unter dem mittleren Becken Siebenbürgens lagert. Im östlichen Theile,
dem kleinen Kokelthale, bei Sovärad und Parajd, wo auch systematische Salzgewinnung
betrieben wird, tritt es mehr oder weniger an die Oberfläche, bei Szoväta sogar in
Gestalt von durchbrechenden Salzfelsen. Diese Felsen gehören zu den Sehenswürdigkeiten
des Landes, ihre weißen, fein gefurchten, säulenartig gegliederten Wände schimmern
weithin aus dem Waldesgrün, das sie umwuchert. Im Nyäräd- und Marosthale, wie
in den Thälern des Mezöseg, geben nur die aufgehenden Salzquellen Kunde von dem
Salze, das in der Tiefe lagert. Seine Spur läßt sich das Marosthal hinan bis Maros-
Jdecs verfolgen, wo die Salzquellen so ergiebig sind, daß die Salzschichte offenbar
oberflächlicher liegt.
Warme Quellen finden sich bloß bei Toplieza, am Fuße der Berge, die dieses Becken
umgeben. Die Temperatur der Thermen beträgt 26 5 Grad Celsius. Ein interessantes,
bisher nicht erklärtes Phänomen ist bei Szoväta zu beobachten. Hier gehen vermuthlich
infolge von Auswaschung der zu Grunde liegenden Salzschichten Bergstürze vor sich,
welche einzelne Thälchen oder Wasserläufe verbarricadireu. In den so gebildeten Becken
sammelt sich das Wasser zu größeren und kleineren Salzseen, wie der Fekete-tö (schwarze
See) und der Medve-tö (Bärensee), dessen Oberfläche die Form eines ausgebreiteten
Bärenfelles hat. An der Oberfläche des Bärensees hat das Salzwasser die gewöhnliche
Ungarn VI. 19
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch