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nieder, an der Stätte und im Gebäude des Bethlen'schen Collegiums, das mittler-
weile nach Nagy-Enyed verlegt worden war. An dieser Stätte diente die Anstalt
44 Jahre lang (1672—1716) der nationalen Cultur. Als im Jahre 1716 die Burg
von Karlsburg wiederhergestellt und erweitert wurde, hieß es auf General Steinvilles
Befehl wieder auswandern. Unter Psalmengesang und dem Wirbel schwarzumflorter
Trommeln, mit gesenkten Trauerfahnen zog die Studentenschaft, an ihrer Spitze die
Professoren Andreas Zilahi-Sebes und Michael Szathmäri-Paksi, zunächst nach der
benachbarten Ortschaft Krakkö, wo sie acht Monate auf die Rückkehr der Boten wartete,
die sie entsandt hatte, Umschau zu halten nach einem neuen Asyl. Die Oberbehörde der
Confefsion bezeichnete ihnen Maros-Väsarhely als Niederlassungsort, wo dann das
wandernde Institut sich unter dem Namen „Särospatak-Karlsbnrg-Maros-Väsärhelyer
reformirtes Collegium" endgiltig festsetzte. Die jetzigen Gebäude des Collegs wurden zum
Theile in den ersten Jahren des XIX. Jahrhunderts errichtet.
Das Collegium hat viele hervorragende Professoren auszuweisen; einer von ihnen,
im XVIII. Jahrhundert, Josef Fogarasi-Pap, löste elf philosophische Preisfragen,
die von verschiedenen holländischen und preußischen gelehrten Gesellschaften aufgestellt
waren, und wurde als ein hervorragender Gelehrter seiner Zeit anerkannt. Josef II. er-
nannte ihn 1784, in Würdigung seines großen Talentes und gelehrten Wissens, zum
ordentlichen Professor der Logik, Metaphysik und Moral an der von Tyrnan nach Ofen
verlegten Universität, welche Stellung er übrigens wegen seines frühen Todes nicht
antreten konnte. Hier lehrte ferner der weltberühmte Mathematiker Wolfgang Bolyai, der
im Verein mit seinem Sohne Johann, einem gleichfalls genialen Mathematiker, der Geo-
metrie eine neue Richtung gab. Die Wohnung Wolfgang Bolyai's ist mit einer Denktafel
bezeichnet und eine ansehnliche Straße der Stadt führt seinen Namen. Erwähnen wir
schließlich den ausgezeichneten Rechtsgelehrten Alexins Dösa, unter dessen Professur die
später eingegangene Rechtsakademie des Collegiums zu den besuchtesten gehörte.
Eine alte Maros-Väsärhelyer Schule ist ferner das römisch-katholische Gymnasium.
Eine zu Beginn des XVIII. Jahrhundert von Jesuiten gegründete Schule wurde zu Ende
desselben Jahrhunderts unter der Leitung von Weltgeistlichen und weltlichen Professoren
reorganisirt, aber erst in neuester Zeit als vollständiges Gymnasium ausgestaltet. Es ist
im sogenannten Labas-Hanse an der nordwestlichen Ecke des Hauptplatzes untergebracht.
Aus dem XVIII. Jahrhundert stammen noch das Makarins-Hans in der St. Georgs-
gasse, wo Kaiser Josef II. 1773 abgestiegen ist, und das „Stuhlhaus" (Wskkä?) in
der St. Nikolausgasse, jetzt Eomitatshaus von Maros-Torda. Die königliche Tafel
erhielt erst 1827 eine ständige Localität, als sie das von Gräfin Alexins Kendeffy,
geb. Christine Bethlen vermachte Palais bezog. Dieses stammt aus der zweiten Hälfte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch