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und in der That gingen sie allmälig so zugrunde, daß es ihrer jetzt nicht mehr als jene
150 gibt, die aber fanatisch an ihrem Glauben hängen.
An Mittelschulen ist das Comitat überreich. Der Comitatssitz Szekely-Udvarhely
könnte füglich die Stadt der Schulen heißen. Es gibt da drei vollständige Mittelschulen,
ein römisch-katholisches und ein resormirtes Obergymnasium und eine staatliche Ober-
realschule. Das römisch-katholische Gymnasium wurde im XVII. Jahrhundert von den
Jesuiten gegründet, das reformirte noch früher vom Kanzler Johann Bethlen, doch wurde
es Ende des XVIII. Jahrhunderts durch seinen damaligen Director Gregor Kiss erweitert
und stockhoch aufgebaut, und sein Sohn Josef spendete 80.000 Gulden, um den Fonds
der Anstalt zu vermehren. Der Bestand des römisch-katholischen wie des reformirteu
Gymnasiums wurde durch Stiftungen einzelner Magnaten und reicher Bürger ermöglicht.
Die staatliche Oberrealschule steht auf dem schönsten Punkte der Stadt, dem Grundstück
der sogenannten Csonkabnrg, und hat ein Internat, wie die beiden Gymnasien, die
aber auch Couviete besitzen.
Der jetzige Comitatssitz Szekely-Udvarhely (Oderhellen) ist eine Stadt mit
geordnetem Magistrat und war früher Hauptort nicht nur des alten Szekler Mntterstnhles,
sondern des ganzen Szeklerlandes. Nach den Registern des päpstlichen Zehents war es
1332 unter den Namen Udvarhel und Odvarhel Sitz des Telegder Decanats, dem die
Stühle Csik, Gyergyö, Käszon, Maros und Udvarhely angehörten. Und daß es auch
politisch der Hauptort im Szeklerlande war, geht daraus hervor, daß seit 1357 die
Szekler Nation hier ihre Tagungen hielt. Im Jahre 1485 wurde es Marktflecken, 1557
aber eximirte es Königin Jsabella von der Jurisdietion des Stuhles und verlieh ihm das
Recht der Selbstverwaltung unter einem Königsrichter. Aus dieser Zeit stammt auch sein
Siegel, dessen Umschrift: „LiAillum Oppicki Liculicalis die Jahreszahl 1558
und einen geharnischten Arm umgibt, der mit einem Dolch einen Bären und ein Herz
durchbohrt. Alle Fürsten von Siebenbürgen bestätigten dieses Privileg von Udvarhely
und ertheilten ihm noch neue dazu. Auch die Zünfte organisirten sich der Reihe nach, zuerst
die Töpferzunft (1577), dann die Schneider und Kürschner, die Schwertfeger und
Schlosser, die Fleischer, Csizmeumacher und Krämer, die Kammmacher, Maurer uud
Tischler. Ohne Zunstverbaud blieben die Sattler, Seiler, Hutmacher, Buchbinder, Leineu-
und Feinleinendrucker, Barbiere und Uhrmacher. Kurz, die Bürgerschaft der kleinen
Stadt betrieb eine ganze Menge Gewerbe.
Kommt man von Teufelsdorf (HHjasfalva) und hat Bikafalva, die letzte Station
der SMer Eisenbahn, hinter sich gelassen, so bleibt rechter Hand Felsö-Baldogasszouy-
falva liegen, und diesem gegenüber das sogenannte Bodza, am Großen Kokelfluß, und
hier nun taucht nach einer plötzlichen Kehre Szekely-Udvarhely auf. Die Lage ist
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch