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Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung ist die Landwirthschaft, doch gibt es auch
viel Holzindustrie und anderes Handwerk. Außer den großen Gyulasalvaer Sägeanlagen
der „Ersten siebenbürgischen Holzindustrie-Gesellschaft" und der Gelenczeer Anlage des
Grafen Armin Mikes gibt es «och an die 100 kleinere und große Sägemühlen. In Malnäs
und Mikö-Ujfalu ist die Steinmetzarbeit Nebenbeschäftigung, Thonindustrie wird, meist
als Hausgewerbe, zu Bodok, Kälnok, Zabola und einigermaßen in Kezdi-Väsarhely
betrieben. Von Fabriksindustrien steht die Spritfabrikation voran. In Sepsi-Szent-György
gibt es auch eine Tabakfabrik. Dort und in Kezdi-Väsarhely sind ferner drei Bierbrauereien
und in Barot eine Szekler Käsefabrik. Mühlen sind etwa 300 thätig, darunter ein paar
sehr gut eingerichtete Kunstmühlen.
Für die Cultur geschieht sehr viel, von Seite des Staates, der Confessionen und
Gemeinden, wie durch die Gesellschaft und Privatleute. In keiner Ortschaft fehlt es mehr
an einer wohleingerichteten Volksschule. Dem höheren Unterricht dienen drei Bürgerschulen
für Knaben und zwei für Mädchen, eine Lehrerinnen-Bildungsanstalt, zwei Ober-
gymnasien und eine Fachschule. Das Szekler Natioualmuseum zu Sepsi-Szent-György
ist die Sammel- und Förderstelle für die wissenschaftliche Forschung über Geschichte,
Alterthumskunde und Volkskunde des Comitats.
Häromßek hat sich etwa nach dem Jahre 1562 aus den Szeklerstühleu Kezdi, Sepsi
nnd Orbai gebildet. Bis dahin hatten diese unter den sieben Szeklerstühlen immer selb-
ständig sigurirt. Obgleich der Name Häromßek als Sammelname dieser drei Stühle
schon in älteren Urkunden vorkommt, finden sie sich doch erst 1583 unter einem gemein-
samen Königsrichter vereinigt. Doch gehört zu Häromßek noch ein vierter Stuhl, der
Filialstuhl Miklösvar, der im Verband mit dem Sepsier Stuhle nach der Vereinigung
der drei Stühle später zu Häromßek geschlagen wurde. In seiner jetzigen Gestalt wurde das
Comitat 1876 bei der Neuordnung der Comitate aus seinem eigenen Gebiet und einigen
enclavenartig darin verstreuten Gemeinden des alten Ober-Albenser Comitates gebildet.
Sein Hauptort, Sepsi.-Szeut-György, ist eine Stadt mit geordnetem Magistrat
und 7000 Einwohnern, am rechten (westlichen) Ufer des Alt. Sein Name kommt zuerst
in dem Register des päpstlichen Zehents vom Jahre 1332 vor. Es scheint erst seit König
Sigismuud, rein auf Grund des Gewohnheitsrechtes, städtische Privilegien und Rechte
ausgeübt zu haben, die aber die S M e r Commnnität nicht geneigt war als hinreichende
Rechtsbasis anzuerkennen. Es hatte hart um die Anerkennung seiner Stadtrechte zu
kämpfen. Besonders die Bürger von Kronstadt sahen scheel auf den Fortschritt von
Sepsi-Szent-György, in dem sie einen Concurreuten sahen. Auch wurde die Entwicklung
der Stadt dadurch gehemmt, daß ihr auch die in ihren Mauern wohnenden Szekler
Primoren zu mächtigen Feinden wurden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch