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Der Handel von Kronstadt hat wohl viel von einer alten Größe verloren, ist aber
noch immer blühend. Gegenstände des Ausfuhrhandels sind: Woll- und Webwaaren für
Rumänien, Österreich und Deutschland; gebogene Holzmöbel, Zucker, Werkzeug, Maschinen
und Mühleneinrichtungen für Rumänien, Bulgarien, die Türkei und Griechenland;
Salami, Speck, Rauchfleisch und Schmalz für Österreich, Deutschland, Belgien und
Rumänien; Cellulose für Deutschland, England, Amerika und Rumänien. Der Handel mit
Rohprodukten ist selbst in kleineren Ortschaften sehr lohnend. Die Siebendörfer trachten die
rumänische Cavallerie mit Heu zu versorgen. Helsdors und Brenndorf führen jährlich
1000 bis 1500 Mastochsen aus, Zeiden etwa 100.000 Metercentner Heu, 800 bis 1000
Mastochsen und ebenso viele gemästete Schweine und Kälber. Es gibt da wohlhabendere
und intelligentere Einwohner, die ihre direkten Handelsverbindungen mit rumänischen
Firmen, aber auch mit einzelnen großen Häusern in Finme und Trieft haben.
Unser Bild von dem volkswirthschastlichen Leben des Comitats wäre jedoch
lückenhaft, wenn die Spar- und Creditanstalten nicht erwähnt würden, deren Zahl nnd
Capital sehr ansehnlich ist. Die Österreichisch-ungarische Bank und die Hermamistädter
„Albina" besitzen in Kronstadt Filialen, es gibt mehrere locale Sparcassen uud Banken,
unter denen die 1835 gegründete „Allgemeine Kronstädter Sparkasse", die älteste derartige
Anstalt im ganzen Lande, voran steht. Auch sonst im Comitate gibt es solche Anstalten,
so in den Siebendörfern eine blühende Sparkasse und fast in jeder sächsischen Ortschaft
einen Raiffeifen'schen Creditverband.
Die Bevölkerung besteht aus Magyaren (30 1 Procent), Deutschen (32 Procent)
und Rumänen (35'8 Procent). Die Nationalitäten leben überall gemischt. Es gibt
im Comitat keine einzige einsprachige Gemeinde. Die Magyaren haben in den Sieben-
dörfern und Umgebung die Mehrheit. Die Sachsen wohnen mit den Rumänen vermischt
und haben in keinem Bezirke die absolute Mehrheit. Magyaren und Sachsen treiben
hauptsächlich Ackerbau, die Rumänen Schafzucht.
Die Burzeuländer Sachsen sind einer der stärksten und wohlhabendsten Zweige der
siebenbürgischen Sachsen. Sie unterscheiden sich von diesen einigermaßen in Tracht, Sitten
und auch Sprache. Die sächsischen Ortschaften des Burzenlandes sehen fast städtisch ans.
Die geraden, breiten, oft mit Alleen bepflanzten Straßen, die schön und solid gebauten
Stein- und Backsteinhäuser verkünden Wohlstand, Ordnungssinn, Arbeitslust. Das
gesellige Leben ist sehr lebhaft, an seiner Spitze steht meist der Geistliche. Der Volksunterricht
ist vorzüglich entwickelt. Die in den Alpen lebenden Rumänen heißen Mokänys, die in der
Ebene angesessenen Kalibaschen. Jene treiben besonders Schäferei, diese — einst als
Häusler auf den ebeneren Besitzungen der Sachsenorte seßhaft geworden — sind theils
Ackerbauer, theils Viehzüchter.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch