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nach der Zips und von da weiter nach den Hansestädten ging. Der Bau der großen
Kirche in der inneren Stadt begann 1383 und wurde 1423 beendigt. Das Rathhaus in
der Mitte des Marktes wurde 1420, ursprünglich in gothischem Stile, erbaut. Die Ring-
mauer der Stadt, mit 32 Thürmen und 7 Basteien, wnrde 1421 begonnen. Von den
Thoren ist noch das fünsthürmige Katharinenthor erhalten, jedoch vermauert. Die
Vorstadt „Bulgarei" (Obere Vorstadt) wurde um das Jahr 1392 durch eingewanderte,
später romanisirte Bulgaren gegründet.
Im Jahre 1377 erbauten die Kronstädter gegen die beginnenden türkischen Einfälle
an der Stätte, wo einst die Burg der Deutschen Ritter gestanden, die Törzbnrg. Darum
löste Ludwig der Große diese, nebst den jetzigen Siebendörfern Krißbach und Geist, vom
Albenser Comitate los und theilte es dem Bnrzenlande zu, wobei allerdings ein königlicher
Burgvogt den Befehl behielt. Im Jahre 1498 verpfändete sie Wladislans II. sammt den
erwähnten Dörfern für 1000 Goldguldeu auf 10 Jahre den Kronstädtern. Aus deu
10 Jahren wurden dann 25, und die Pfandsumme stieg auf 6300 Gulden. Georg
Räköczy II. übergab sie am 29. October 1650 für 11.000 Gulden endgiltig an Kronstadt,
mit der einzigen Bedingung, daß der Burgvogt immer ein Ungar sei. Die jetzige Citadelle
wurde 1554 erbaut und 1630 von Gabriel Bethlen erweitert.
Bei seiner Lage an der Grenze hatte Kronstadt sehr viel durch Einfälle der Türken
zu leiden. Seine Vorstädte wurden 1450 durch den walachischen Wojwoden Czepes ver-
wüstet. 1483 wurde es durch Sultan Amnrat zerstört. 1611 und 1612 war es von
Gabriel Bäthory, Fürsten von Siebenbürgen, belagert. Unter der Regierung uud durch die
Förderung Gabriel Bethleus erhob es sich neu. Ende des XVII. Jahrhunderts wollte
General Caraffa, dem die Besitznahme Siebenbürgens oblag, auch nach Kronstadt eine
deutsche Besatzung legen, und als die Bürgerschaft widerstrebte, ließ er die Stadt in
Brand legen und plündern. In der Räköczyzeit hatte es viel von den Knrntzen zu leiden,
weil es nicht zu Räköczy halten wollte. 1689 wüthete eine große Feuersbrunst.
1718 bis 1719 und 1755 bis 1756 wurde die Einwohnerschaft durch Pestilenz deeimirt.
Seitdem herrschte voller Friede. 1848 zog Bein in die Stadt ein, allein die strenge Disciplin
des Honvedheeres ersparte ihr alle Behelligung. Bloß die Citadelle litt später Schaden,
als sich in ihr 200 Honveds zwei Tage lang gegen 28.000 Russen vertheidigten.
Ein sehr vornehmes Capitel der Stadtgeschichte knüpft sich an den Namen Johann
Honterns. Honterus oder Houter (eigentlich Johann Graß) wurde 1498 in Kronstadt
geboren. Er besuchte die Universität zu Wien und dann in Krakau, wo er Magister
wurde. Nach 1533 kehrte er heim und gründete 1535 in Kronstadt eine Druckerei, die
bis 1580 unter seinem Namen thätig blieb. Als eifriger Anhänger Luthers, verbreitete
er dessen Lehre und gewann ihr ganz Kronstadt. 1543 organisirte er daselbst die evan-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch