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tragen groteske buntbemalte Larven (kukakH) aus altem Hutstoff, mit Schweinsborsten
als Schnurrbart und einem Kuhschwanz als Kinnbart; ihre Peitschenriemen halten die
Kinder in Schach. Zu dem Gefolge gehören auch zwei Spießträger mit einem Spieß
und Ranzen (Zöger), um die Naturalgeschenke zu versorgen, ferner vier walachische
Zigeunermusikanten mit Fiedel und Laute. Der Tanz hat vier Theile: die einfache,
doppelte, dreifache und türkische Boricza; jeder besteht aus zwölf Figuren, oder eigent-
lich Wiederholungen, die der vutäk commandirt. So durchziehen sie das Dorf, beim
Geistlichen beginnend, vo» Ha»s zu Haus. Abends ist im Wirthshause ein gemeinsames
Essen, wobei die erwähnten Naturalien verzehrt werden. Um 8 Uhr finden sich dort
auch die Mädchen des Dorfes ein und es folgt ein vielstündiger Tanz, der der recht
ermüdenden Volksbelustigung die Krone aufsetzt.
Das froheste Fest des Jahres ist Ostern. Da kommen sie womöglich selbst aus
Rumänien nach Hause; die Erwachsenen nehmen das Abendmahl, die Mädchen richten
bemalte Eier zu, deren gelungenste der ossicielle Liebhaber erhalten wird; dieser aber
erscheint am Ostermorgen mit seinem Festgruß und bringt dem Mädchen eine selbst-
gefertigte Kunkel nebst hübschem Spinnwirtel; hat sie doch das ganze Jahr dafür gesorgt,
dass es ihm beim Tanz nicht am Sträußchen fehle. Der Tanz spielt bei allen Familien-
festen eine große Rolle, und oft löst er auch in der Spinnstube das Spinnen und
Märchenerzählen ab. Beim Versprechen gibt der Bursch dem Mädchen einen silbernen
Verlobnngsring und sie ihm ein seidenes Verlobungstuch, worauf im Brauthause große
Abeudtasel ist. Nach der Trauung macht die Hochzeitsgesellschaft vor der Kirche ein
Tänzchen, dann geht's nach Hause, meist unter den Klängen des Raköczymarsches, und dort
wird wieder getanzt. Dann wird ein Tisch in den Hof gestellt, an dem stellt sich das
junge Paar auf und nimmt die Geschenke ihrer Eltern, Verwandten und der Gäste
entgegen. Nun wird die Braut in eine Kammer geführt und ihr dort die Brautfrisur
gemacht. Es findet eine Scherzlicitation statt und der Gatte ersteigert sie um eine fabelhafte
Summe. Nuu ist sie sein Eigen und er tritt mit ihr zum Brauttanz an, worauf auch die
Übrigen der Reihe nach mit ihr tanzen. Tags darauf beschränkt sich das Fest auf die
nähere Verwandtschaft.
Der Csängö ist nicht heikel, sondern abgehärtet; krank wird er selten. Dennoch
kennt er eine Menge Mittel, am häufigsten aber wird das bewährte Schmieren (Massiren)
geübt. Außerdem wird tapfer gequacksalbert. Bei Wechselfieber schreit man neunmal in den
Rauchfang hinein. Bei Fieber glaubt man, der Kranke sei in einen „Wurs" getreten, das
heißt, in einen behexten und an die Straße geworfenen Faßreifen oder dergleichen, oder
man hält ihn für besessen. Bei schwerer Krankheit fegt man das Hans in verkehrter
Richtung, dann kann der Tod nicht eintreten. Ost genug ruft der magyarische Lutheraner
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch