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wird. Der alte, renommirte Fogaraser Tabak wird jetzt ausschließlich durch die
Herrschaft für das Staatsärar gebaut. Bei dem „Brunnen der Fürstin" (nach der
Gemahlin des Fürsten Apaffy benannt), in der Gemarkung von Fogaras, treibt sie sogar
Forellenzucht. Mit Obstzucht im Großen wurde kürzlich auf einem Gebiet von 60 Joch
begonnen.
Als der Staat im Jahre 1876 die Domäne aus dem Besitz der „sächsischen Univer-
sität" zurückerwarb, wurden die Wegraine zwischen den Bodencomplexen überall mit
Pappeln bepflanzt. Das Beispiel wirkte; seitdem garniren die Dorfbewohner ihre Äcker
gegen die Wege hin überall mit Eschen und Erlen, auch mit Akazien und Pappeln.
Die meisten Dörfer sind so mit Bäumen umgeben, daß man von Weitem nur ihre Kirch-
thürme sieht.
Wo Sachsen wohnen oder ihren Einfluß fühlbar machen, sind die Ortschaften
ordentlicher gehalten, die Häuser hübscher. Diese werden im länglichen Viereck aus Back-
stein gebaut, mit einem gegen den Hof vorspringenden Flur, der eine kleine Freitreppe
hat. Wo die Rumänen in Mehrheit sind, wird lieber nach engerem Grundriß aus Fichten-
holz und Luftziegeln gebaut. Bei den neueren Häusern steht an der Feuermauer, gegeu
die Gasse hin, immer der Name des Erbauers und die Jahreszahl in klobigen, abwechselnd
rothen, gelben und blauen Buchstaben, zwischen entsprechenden Zieraten, zu lesen. Das
Dach ist von Ziegeln oder Stroh; Schindeln werden nicht geschnitten und nicht benützt,
die Törzburger Gegend ausgenommen, wo wir aber eine ganz andere und sehr originelle
Bauweise findeu werden.
Auch die Tracht ist nicht überall gleich; am gleichförmigsten im mittleren und
westlichen Theile des Comitats. Die Männer tragen enge weiße Hosen, eine Art
Bakantschen oder Bundschuhe, einen kurzen, dunkelbraunen Spenzer aus Friestuch, den
breiten Ledergürtel, durch den das Hemd mit unten losem Rande durchgesteckt ist, dann
einen groben Filzhut mit aufgebogener Krämpe oder im Winter die schwarze Lammfell-
mütze. Die Frau trägt ein Turbantuch, ein ausgenähtes Hemd, einen kurzen weiten
Schafwollspenzer und die doppelte, hausgewebte Katrincza (Schürze) von Schafwolle mit
grellfarbigen Querstreifen. Die Mädchen tragen runde Frisur und Knabenhüte, was sich
eigenthümlich neckisch macht.
Fast in jeder zweiten Ortschaft finden Jahrmärkte statt, die weit besuchter und
belebter sind als die Wochenmärkte des Comitatssitzes Fogaras. Für den Marktgang
putzen sich die Leute ganz feiertagsmäßig heraus. Die Tanzuuterhaltuugeu finden an
Feiertagen Nachmittags statt, aber nur bei schönem Wetter, und immer im Freien auf
einem offenen Platze, nie in einer Scheune oder auf dem Hofe des Wirthshauses. An den
religiösen Handlungen betheiligt sich das Volk mit großem Eifer. An den Straßen sieht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch