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hervorragenden Familie Boör und auch jenes Anton Boör, der von 1872 bis 1892
Abgeordneter, und zwar auch jedesmaliger Alterspräsident des Hauses war. Der Doppelort
Berivoj ist eine ehemalige Grenzergemeinde, wie übrigens, mit Ausnahme von Fogaras,
Galacz und Bethlen. alle Ortschaften des Fogaraser Bezirkes, die hier, südlich von Fogaras,
in der Mitte des Comitats dicht beisammen liegen.
Die Organisation der siebenbürgischen Militärgrenze wurde in den Jahren 1762
bis 1765 von General Bnkow durchgeführt. Der Fogaraser District fiel in das Gebiet
des I. walachischen Regimentes. Anfangs fand die Bevölkerung der Grenzergemeinden
ihre neuen Pflichten drückend, bald aber stellten sich die guten Folgen eines geregelteren
Lebens und der militärischen Disciplin ein. Die Militärbehörde wachte über die Schul-
pflicht der Kinder und hielt das Volk zur Verbesserung des Ackerbaues, der Viehzucht,
der Obstzucht an, so daß die Grenzerclasse sich an Cultur, Wohlstand und Selbst-
bewußtsein bedeutend hob. Die Institution bestand fast ein Jahrhundert lang, 1851 wurde
sie aufgehoben, aber noch immer ist ihre günstige Nachwirkung augenfällig. Von dem
jetzigen Comitate haben 42 Gemeinden der Grenze angehört. Dridiff, Vojla, Dezsän
und noch einige gehörten den berittenen Grenzern, die übrigen dem VIII. bis XII. Jnfan-
teriebataillon des Regiments. Interessant ist es, daß an manchen Orten die Männer noch
jetzt am Rücken oder Saume ihres braunen Friestuchspenzers eine Figur gestickt haben,
die einem römischen Zahlzeichen gleicht; da ist ein Rest der ehemaligen Bataillonsnummer
zum Ornament geworden. Die Grenzergemeinden wurden durch ein Netz guter Straßen
verbunden, deren südlichste, den Fuß der Alpen streifende Linie die sogenannte „alte
Militärgrenzstraße" ist. Vajda-Rscse war Sitz des Majors. In Dezsän war das
Commando eines der walachischen Militärgrenze zugehörigen Flügels von Szekler
Husaren statiouirt;die rnmänisirtenEinwohner tragen noch jetzt die verschnürten ungarischen
Hosen und Stiefel. Im Nachbarorte Bräza ist ein Landes-Nebenzollamt, weil von da
ein Reit- und Fußweg über den Grat der Alpe nach Rumänien führt. Auch die Alpen-
touristen benützen diesen Weg gern; nach anstrengender Kletterei ist der gangbare Pfad
erreicht, dann ersteigen sie den Trezuitagipsel (2069 Meter), wo sich ihnen bei gutem
Wetter ein herrlicher Rückblick bietet: über viele mit Dörfern bestreute Thäler und
weiterhin die Ebene, an deren Rand sich der blitzende Altfluß schlangelt, und hinter diesem
noch die wellige Berggegend am großen Kokelfluß, die schließlich in den Dünsten der Ferne
verschwimmt. Von der Treznita wendet sich der Weg an dem Kaczavßgipfel vorbei dem
Urlugipfel zu, den er umgeht, um links die rumänische Grenze zu kreuzen. Von diesem Punkte
kann man sowohl auf den Negoi, als anch auf den Königsstein und sämmtliche zwischen-
liegende Gipfel gelangen. Die Landesgrenze ist auf der ganzen Linie der Bergkämme mit
eisernen Säulen und Grenzhügeln bezeichnet; diese Arbeit wurde 1900 vollendet.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch