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großen Ausstellungen Aufsehen erregt hat. Es sind darunter mehrere Stücke aus dem
XV. Jahrhundert und zwar ein Reliquiar (amtlicher Schätzwert 25.000 Gulden), eine
Monstranz und eine schöne Kanne aus der Werkstatt des Hermannstädter Goldschmiedes
Sebastian Hann. Dieser Kirchenschatz soll der Sage nach einst in stürmischer Zeit nebst
vielem Gelde vergraben worden sein, und zwar so, daß immer nur der Kirchenvater
(Kirchenälteste) die Stelle kannte, wo der Schatz lag. Einmal wurde die Ausbesserung
der baufälligen Kirche nothwendig und man konnte die Kosten derselben nicht beschaffen,
da machte der eben im Amte befindliche Kirchenvater auf den von den andern längst
vergessenen Schatz aufmerksam und konnte dank der Treue seiner Amtsvorgänger die
Gemeinde aus der Verlegenheit retten.
Genau drei Kilometer von Heltau liegt das Dörfchen Mich elsb erg (Kis-Dißnöd),
mit so kleiner Gemarkung, daß seine 1024 Einwohner sich nach Art der Bergbewohner
dnrch Obstbau, Gartenbau und allerlei Hausgewerbe, namentlich Strohhutslechterei,
erhalten müssen. Die Häuser sind zum Theil noch von Holz und geben so mit der
fränkischen Vorlaube, dem als Küche dienenden großen Mittelzimmer (dem sogenannten
„Haus") und der nach der Straße gelegenen zweifensterigen „guten Stube" den
sächsischen Haustypus besser wieder, als die übrigen Dörfer in der Umgebung von
Hermannstadt, die zwar das hohe fränkische Thor beibehalten, in vieler Hinsicht aber
schon die Züge der städtischen Bauart angenommen haben. Die Burg, von Beginn des
Xlll. Jahrhunderts, enthält eine eingebaute Kirche, deren Portal zu den interessantesten
romanischen Baudenkmälern in Siebenbürgen gehört. Sie bietet eine herrliche Aussicht
über das „Paradies" und Heltau hinweg in das Harbachgelände und bis zu den Süd-
karpathen. Bequeme Fußwege führen auf die waldbedeckten Berge, die das Dorf umgeben,
so daß es kein Wunder ist, wenn die Hermannstädter es vorziehen, statt in theueren
Curorten den Sommer hier zu verbringen.
Durch den „Jungen Wald" führt ein guter Fahrweg in anderthalb Stunden nach
Hermannstadt zurück, von wo man mit der Rothenthnrmerbahn den letzten Ausflug nach
der südöstlichen Ecke des Eomitates machen kann. In der Nähe des rumänischen Ortes
Weßten (Veßtöny) mündet der Harbach in den Zibin und endet das Harbachthal. In
diesem liegt gegen Norden, nahe der Eomitatsgrenze, Leschkirch (Uj-Egyhäz, 1197 Ein-
wohner), der Hauptort des ehemaligen Leschkircher Stuhles. Bei Talmesch (Talmäes)
verengt sich das Zibiuthal und der Harbach-Höhenzug reicht hier fast bis an den Aus-
läufer des Zibiusgebirges. In der Ecke, wo der Zibin- und Altfluß sich vereiuigeu,
erhebt sich auf steiler Bergkuppe die sogeuauute Landskrone, die im Jahre 1370 durch
Ludwig deu Großen unter Mitwirkung der Sachsen erbaut wurde. Nur von einer Seite
zugänglich, beherrscht sie den ganzen Paß. Nach ihrer Vollendung sprach König Ludwig
Ungarn VI. 29
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch