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Das Klima ist gemäßigt und gesund. Da das Comitat von waldigen, wasserreichen
und dürren Gegenden umgeben ist, kann es weder zu viel Regen, noch übermäßige Trocken-
heit haben.
Die Bevölkerung gehört zu den verhältnißmäßig dichtesten der siebenbürgischen
Theile. Der Sprache nach ist etwa die Hälfte rumänisch, drei Zehntel sind Magyaren
und zwei Zehntel Sachsen. Die Magyaren wohnen am dichtesten längs des Maros und
in den Thälern des Kleinen Kokelflusses. Die Sachsen bewohnen die linksseitigen Neben-
thäler des Kleinen Kokelflusses und das Gelände des Großen Kokelflusses, sie sind aber
auch im östlichen Theile des Comitates, in etwa zwanzig Ortschaften der Gegend von
Zuckmantel (Czikmäntor), Zendrisch (Szönaverös) und Maldorf (Domäld), desgleichen im
westlichen Theile des Comitats um Seiden (Zsidve) und Bnlkesch (Bolkäcs) her sehr zahl-
reich. Die Rumänen wohnen in größerer Menge in den nördlichen und westlichen Theilen
des Comitats und in den Dörfern der abgelegeneren Thäler zwischen den beiden Kokel-
flüssen, in denen gewöhnlich nur ein oder zwei magyarische Grundbesitzer zu finden sind.
Die Hauptbeschäftigungen der Bevölkerung sind im Allgemeinen Ackerbau, Wein-
nnd Obstbau und Viehzucht. Unter den Sachsen gibt es aber auch eine Anzahl Gewerbe-
nnd Handeltreibende. Die Hausindustrie ist ziemlich verbreitet und der Hausbedarf an
Kleidungsstoffen wird meist von den Frauen selbst gewebt. Die wichtigeren Handelsartikel
sind die Getreidearten, Wein, Schafwolle, Pferde, Schweine und Rindvieh. Die Viehmärkte
von Dicsö-Szent-Märton, Radnöt, Kloßdorf, Elisabethstadt und Bochnen (Bonyha)
werden auch von den näher gelegenen Gegenden der Nachbarcomitate her häufig besucht.
Die Weine gehen auch schon ins Ausland. Die Fabriksindustrie ist durch ein paar Kunst-
mühlen, Spiritusbrennereien und Ziegeleien vertreten. Zur Befriedigung der Credit-
bedürfnisse besteht im Hauptorte des Comitats eine Sparcasse und in anderen Ortschaften
mehrere solide Creditverbände.
Lebensweise und Sitten der Bevölkerung sind auch hier je nach den Nationalitäten -
ebenso verschieden, wie in den übrigen gemischtsprachigen Comitaten der siebenbürgischen
Theile. Die Sachsen bauen ihre Häuser aus Stein und Backsteinen und decken sie mit
Dachziegeln. Bei den Magyaren und Rumänen sind im Allgemeinen folgende Bauarten
gebräuchlich: An manchen Orten wird der Grund durch vier in einander verzapfte Eichen-
balken gelegt, auf denen sich senkrechte Ständer erheben und wiederum vier entsprechend
gefügte Eichenbalken stützen. Die Zwischenräume der Ständer werden durch lattenartig
aufgenagelte Pfähle ausgefüllt, dann mit Weidenruthen durchflochten, innen und außen
statt Mörtels mit Schlamm verstrichen und, wenn dieser getrocknet ist, geweißt. Dies ist das
Ruthenhaus. In anderen Gegenden wird auf den festen Boden zwischen Brettern feuchte,
mit Spreu gemischte, meist thonige Erde niedergestampft und dies fortgesetzt, bis eine recht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch