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Länge, 600 Meter Breite und unbekannter Tiefe; bisher ist man 200 Meter tief gelangt,
hat aber die untere Grenze des Salzes noch nicht erreicht.
Was sich an gelöstem Salz in den Gruben ansammelt und nicht mehr zu Gefälls-
zwccken brauchbar ist, dient dem Betrieb einer zweiten Industrieanlage, der 1896 ge-
gründeten Ammoniak-Sodafabrik. Von weitem schon erblickt man ihren mächtigen Ban-
complex am Marosufer, mit den großen Fabriksgebäuden, rauchenden Schloten und
zahlreichen Beamten- und Arbeiterhäusern. Sie ist durch die österreichische Gesellschaft
für chemische Industrie, die auch die Aussiger Fabrik besitzt, mit einem Capital von über
einer Million Gulden und mit Unterstützung der ungarischen Regierung errichtet worden.
Die Anlage bedeckt ein Terrain von 40 Joch und erzeugt nach Solway'schem System
große Massen von calcinirter und krystallinischer Soda. Die Einrichtung ist mnstergiltig,
die Zahl der ständigen Arbeiter 200, mit 14 Beamten. Die Fabrik erhält von den Maros-
Üjvärer Gruben eine halbe Million Hektoliter gelöstes Salz, bezieht etwa 1500 Waggons
Kalkstein von den Kalkfelsen am Ompolyflnß, und prodneirt daraus Chemikalien
im Werthe von über einer halben Million Gulden, die meist im Jnlande Absatz finden.
Maros-Üjvär ist bereits hübsch ausgebaut und hat nahe an 4000 Einwohner.
Die schöne Lage und das neuerdings eingerichtete Salzbad locken viele Sommergäste
aus der Gegend an. Auch Fachleute und Touristen kommen in Menge.
Über Maros-Üjvar hinaus, auf dem Plateau, an der Mirißlöer-Schlucht, liegt
Maros-Gombäs, bisher der einzige Punkt Siebenbürgens, wo ein Fund aus magya-
rischer Urzeit gemacht wurde. Hinter den Mirißlöer Hügeln taucht über Vlädhäza das
Szirbgebirge empor, auf dessen Höhe vorzeitliche Tumuli gefunden wurden.
Südwestlich von Gombäs, am Maros und an der Eisenbahn, liegt in einem Thal-
kessel Na gy-Enyed (früher als deutsche Ausiedlung: Straßburg), der Verwaltungssitz
des Comitats. Ursprünglich eine sächsische Ansiedluug, konnte es als solche nicht zur
Selbständigkeit gelangen. Die Bevölkerung vermehrte sich langsam durch die Familien,
die, so oft Karlsburg verheert wurde, hier Schutz suchten; zu größerer Wichtigkeit aber
gelangte es erst zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts, als General Steinville einen Theil
des alten fürstlichen Karlsburg zerstören ließ. Damals wurde die Comitatsbehörde
nach Nagy-Enyed verlegt, in dessen Umgebung die meisten edlen Herren wohnten, die
den „Girälstuhl" bildeten. Jetzt ist es eine Stadt mit geordnetem Magistrat, mit ein-
fachen, aber bequemen Häusern, gepflasterten Straßen und 6000 Einwohnern, die zu
mehr als zwei Dritteln Magyaren und zum großen Theil Resormirte sind. Ein
interessantes altes Gebäude ist die Hauptkirche der Resormirteu in der Mitte des
Marktplatzes, mit der sie umgebenden „Burg", von deren alten Basteien und Thürmen
jeder mit dem Wappen der Zunft geschmückt ist, die ihn zu vertheidigen hatte. Ein Gesetz
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Volume 23
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (7)
- Volume
- 23
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.13 x 23.25 cm
- Pages
- 622
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch