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Auch das 8-sörmige Mittelstück wurde aus Blech gebildet, behielt nur die ursprüng-
liche Umrißforin und wnrde vermittelst seitlicher Lappen an die beiden Scheiben augenietet.
Dieser in? Nationalmuseum durch 9 Exemplare vertretene Typns ist eine specifische
Localform und das Endglied eines Entwicklungsganges, durch den sich eine allgemeine
Urform im Laufe der Zeit zu einem localen Gebilde gestaltet.
Die Scheibenfibel von Prozor gewinnt aber noch dadurch ein besonderes Interesse,
daß sie sich an ihrem Urspruugsorte nicht mehr, wohl aber in Bosnien noch weiter aus-
gebildet hat. An mehreren Orten Bosniens, besonders in dem Nekropoleugebiete von
Glasinac, finden wir die Scheibenfibel bereits aus einem Stück gegossen. Die älteren
Exemplare erinnern noch an das Prozorer Vorbild, allmälig aber verliert sich das
Bewusstsein, daß das Grundmotiv Spiraldisken waren, und man verziert die Fläche mit
Knoten, die Ränder mit lappenförmigen Ansätzen. Diese Scheibenfibeln aus Glasinac,
denen die sie mit der Urform verbindenden Zwischenglieder fehlen, repräsentiren sonach
den Einfluß eines nordwestlichen Culturherdes nach dem illyrischen Binnenlande hin. Da
aber die Funde von Glasinac durchwegs der Hallstätter, oder besser der frühereu Eisen-
zeit angehören, so ergibt sich der Rückschluß, daß jene Fundserie, welche die spiralen
Scheibenfibeln von Prozor begleitet, unbedingt der Hallstätter Periode angehört.
Neben verschiedenartigem anderen Bronzeschmuck gehören in diese Periode auch jene
für das Vitaler Gräberfeld ganz charakteristischen, aus Blech geformten, halbkonischen
Kopfbekleidungen, die mit kleineren getriebenen Bnckelknöpfchen in mannigfaltiger
Anordnung verziert sind und wohl auch am unteren Saume einen dichten Besatz von
Bronzeanhängseln haben.
Für die Beurtheilung der künstlerischen Begabung der Bronzeschmiede dieser älteren
Periode können einzelne Bronzebleche mit getriebenen Ornamenten als maßgebend
betrachtet werden. Wir sehen darauf Kriegergestalten mit Schild und Helm ganz im Stile
der etrnskifchen Kunst anfgefaßt, Reitergestalten hoch zu Roß dahinjagend und auf einem
Blech eine Darstellung, die als prähistorisches Kultgebilde von unschätzbarem Werth ist.
Im Vordergrunde dieser Platte sieht man zwei mit Speer und Schild bewehrte
Krieger, im Schnabel ihrer Kähne stehend, auf einander losfahren; über ihnen erhebt sich,
die ganze Umgebung hoch überragend, das Kultbild — der Sonnengott in Gestalt eines
beflügelten Kopfes, der nach unten zahlreiche Strahlen aussendet und die Kämpfer mit
Licht überflutet. Diese Figur überragt ein Gebilde, das in mancher Beziehung an die
egyptische Sonnenscheibe erinnert und dessen nächste Analogien wir auf altetruskischeu
Reliefs finden. Das Meer im Vordergrunde des Bildes wird dnrch Fischgestalten, der
Himmel durch zwei zu beiden Seiten des Götterbildes angebrachte Sterne und Vögel
angedeutet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch