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Sie machten sich überall unentbehrlich, erwarben in allen Häfen besondere Begünstigungen
und überflügelten dadurch die Croaten.
Die Venetianer waren eben die Nachkommen der seit Jahrhunderten schiffskundigen
Veueter, während die Croaten keine Handelstraditionen, wohl aber eine große Piraten-
vergangenheit der Urbevölkerung vorfanden. Die Venetianer überflügelten nicht nur
die Croaten, sondern auch alle Italiener, wozu wohl die besonders günstige Lage
ihrer Stadt das Meiste beitrug. Ihr Hinterland war das durch noch fahrbare Römer-
straßen zugängliche Westeuropa, in dem sich mehr Civilisation erhalten hatte, als in den
nächsten Nachbarländern Croatiens im Osten und in allen Ländern des Nordens.
Konstantin gedenkt noch eines wichtigen Grundes, der die Croaten hinderte, mit einem
kühnen Unternehmen den Venetianern zuvorzukommen und etwa in Aqnileja oder Grado
Fuß zu fassen, um diejenige Rolle zu übernehmen, die später Venedig auf Grund seines
croatischen Besitzes so erfolgreich durchführte. Er berichtet nämlich, die Croaten hätten sich
schon in früherer Zeit dem Papst verpflichtet, nur Defensivkriege zu führen, und es sei zur
Zeit Trpimirs II. ein wunderthätiger Mann, Martinns aus k'raneia, „das zwischen
Croatien und Venetien liegt", gekommen und habe die Croaten darin bestärkt, diesem
Pakt treu zu bleiben. Diese Erzählung wird von den croatischen Historikern angezweifelt;
es sieht aber das Erzählte unseren Vorfahren ganz ähnlich.
Wenn wir bedenken, wie kaum zwei Menschenalter vorher die Bulgaren vom päpst-
lichen Stuhl über die geringfügigsten Vorkommnisse des Lebens Aufklärungen verlangten
und Verhaltungsmaßregeln erhielten, so daß durch päpstliche Response« geregelt wurde,
wann sie des Tages essen, wie sie sich kleiden, in welchen Zeiten sie sich ehelich vermischen
sollten, wenn wir des Eingriffes Johanns VIII. in die Schicksale Croatiens gedenken, so
kann es uns durchaus nicht unwahrscheinlich erscheinen, daß die Croaten um diese Zeit auch so
fromm waren. Zu der Zeit aber, in welche Racki die Regierungszeit Trpimirs und Kriesimirs
setzt (928 bis 946), ist ein neuerliches Eingreifen der Curie in die Politik der croatischen
Herrscher nicht wahrscheinlich, da die Päpste in dieser Zeit, dnrch Alberich bedrückt, nur
einen Schatten der einstigen Macht des Stuhles Petri darstellten. Daher konnte ein Mann,
wie dieser Martinns, ganz wohl genügenden Einfluß auf das Volk und die leitenden
Kreise Croatiens erlangen. Es ist sogar möglich, daß die Heimat dieses Emissärs sehr
nahe an Venetien gelegen war.
Auf die Venetianer mochte diese Frömmigkeit ihrer Eoncnrrenten recht erheiternd
gewirkt haben, sie hätten sich solche Scrnpel gewiß nicht gemacht. Ihre Beziehungen zu den
Ungläubigen waren die besten, sie versahen diese mit Waffen zum Kampf gegen die
Christen, lieferten ihnen Sclaven und Eunuchen, besonders die sehr geschätzten, von
Juden fabriksmäßig hergestellten, aus Verduw, auch verkauften sie ab und zu getaufte
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch