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Kriegsgefangene, darunter auch Croaten, in die Sclaverei. Sie ließen sich in ihren
Unternehmungen weder vom Papst noch vom Kaiser hindern, und wo sie sich schwächer
fühlten, beugten sie sich, um sich bei besserer Gelegenheit wieder aufzurichten; selbst ihre
Religiosität mußte den Staatszwecken dienen. Als sie die Leiche des heiligen Marcus
von Alexandrien nach Venedig brachten, war ihnen diese Reliquie mehr ein politisches,
als ein religiöses Symbol. Der Kriegsruf „Venedig und Sanct Marcus" schien seinen
Schutzbefohlenen eine Snperiorität zu gewähren.
Während sich die Croaten an den Küsten des adriatischen Meeres bewegten und
nach Rom blickten, pflegten die Venetianer hauptsächlich ihre Beziehungen zu Byzanz, das
damals noch das Centrum der Civilisation und die reichste Quelle des Welthandels war;
dort und im Orient lernten sie gewerbliche Techniken kennen, deren Ausübung später eine
Quelle ihres Reichthums und damit ihrer Macht wurde.
Viel kommt freilich auch darauf an, wie zu dieser Zeit die leitenden Kreise in Croatien
beschaffen waren, der König natürlich voran. Wäre damals ein Mann wie Nikolaus I.,
Johann VIII. oder Gregor VII. Herrscher in Croatien gewesen, er hätte jedenfalls mehr
ausgerichtet als Kriesimir. König Tomislav Trpimir, der die von Constantin erwähnten
Streitkräfte organisirte und wahrscheinlich die Bulgaren besiegte, scheint ein wirklich
bedeutender Herrscher gewesen zu sein. Unter Kriesimir scheint sich die Zeit des Verfalles
schon vorbereitet zu haben. Für seine staatsmännische Begabung ist der Mangel an
Menschenkenntniß kein günstiges Zeugniß. Allem Anschein nach war es nämlich Kriesimir
selbst, der den späteren Mörder seines Sohnes Pribina zum Bauus, Reichsverweser und
Vormund desselben machte. Dieser Mann des Verhängnisses tödtete den jungen, ihm
anvertrauten König Miroslav und entfesselte einen wilden Bürgerkrieg, der das König-
reich zerrüttete. Die griechische Quelle erwähnt insbesondere, daß infolge dieser Wirren
die Armee Kroatiens sich bedeutend verringerte und statt achtzig nur noch dreißig Kriegs-
schiffe vorhanden waren. Aus diesen Angaben ist der Schluß gestattet, daß die ganze oben
angegebene Kriegsmacht keine einheitliche war, sondern gleich den späteren feudalen Armeen,
aus Kontingenten einzelner Stämme bestand, die aber dem Usurpator Pribina nicht mehr
zur Verfügung standen.
Nach der Niederwerfung Pribinas wurde der legitime Thronfolger Svetoslav
Snrinja wahrscheinlich übergangen und dessen jüngerer Bruder Drzislav zum König
erwählt. Snrinja scheint also so kräftige und gute Herrschereigenschaften besessen zu haben,
daß die Factionen, die einen schwachen König brauchten, gegen ihn waren. Byzanz scheint
auch seine Hände im Spiel gehabt zu haben, denn nach Thomas Archidiaconns, sollen dann
Drzislav und seinen Nachfolgern der Königstitel und die Jnsignien von Byzanz verliehen
worden sein.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch