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seine Schwester dem Banus Zvonimir zur Frau gab. Zwei Bane, Pribina und Zvolnmir,
traten als Kronprätendenten auf. Es u ar eine für die Stabilität der Dynastie höchst
gefährliche Einrichtung. Wir bringen die Abbildnng einer Urkunde und als Schlußbild
das Siegel des Königs Petar Kriesimir. Er starb um das Jahr 1073.
Petar Kriesimir hatte für die Thronfolge nicht gehörig vorgesorgt. Nach seinem
Tode tauchten sofort drei Prätendenten auf, und arge Wirren zerrissen das Land in
Parteien, die sich wüthend befehdeten. Sie riefen sogar die Normannen herbei, die den
zum König ausgerufenen Slavie aufhoben und wegführten.
Nachdem der andere Prätendent Stefan, der seine Ansprüche auf die Verwandt-
schaft mit Kriesimir stützte, wahrscheinlich durch dieses Beispiel belehrt, „aus Gesundheits-
rücksichten" in ein Kloster gegangen war, wnrde Dmitar Zvonimir „einstimmig" zum
König gewählt. Der Papst hatte durch einen besonderen Legaten, den Abt Gebizzo die
königlichen Jnsignien: Fahne, Schwert, Scepter und Krone geschickt, und der Legat krönte
Dmitar Zvonimir am 8. October 1076 zum König. Gregor VII., der damals dem
erstaunten Europa die Lehre von seiner Oberherrschaft über alle Könige verkündete, verlieh
sehr gerne die Königswürde an Prätendenten und Eroberer, an schuldbeladene und fromme
Fürsten, wenn sie nur seine neue Oberhoheit anerkannten. Der Lehenseid Zvonimirs ist
uns durch Cencins wahrscheinlich deßhalb erhalten worden, weil er ein höchst charak-
teristischer und klarer Ausdruck des Verhältnisses ist, in welches Gregor VII. alle
Monarchen Europas bringen wollte. Der König erkennt zunächst an, daß er seine Macht
(pvtestas) von seinem Herrn, dem Papste Gregor erhalte, er bindet sich mittelst einer der
römischen Obligationsform nachgebildeten Verpflichtungsformel: ,tibi ckevovec», sjionäeo
et pollieeoi", daß er „alles unabänderlich erfüllen" werde, was ihm Seine Heiligkeit
aufträgt (inMngit). Er verpflichtet sich, für das ihm verliehene Königreich (de miki
coneesso reFno) einen Tribut zu bezahlen und dem Papste außerdem das an Schätzen
nnd Liegenschaften reiche Kloster Vrana zn schenken. Der König verpflichtet sich „seinem
Herrn" dem Papste, der ihm das Königreich „geschenkt" habe, treu zu bleiben.
Mit dem byzantinischen Einflüsse war es also definitiv zu Ende, der Sieg der
römischen Kirche in Eroatien war vollständig.
Es scheint, daß die Anhänger des Königs Slavie mit diesen Vorgängen nicht
zufrieden waren, denn der Papst ist genöthigt, durch ein Sendschreiben zu intervenireu,
in dem der Grundsatz aufgestellt wird, daß, wenn Jemand etwas gegen den König habe,
er beim Papst ein Urtheil erbitten solle.
Als nun aber Gregor VIl. sich von seinem königlichen Vasallen die Lehenstreue
schwören ließ, war dies durchaus nicht nur in religiösem Sinne gemeint, sondern es
handelte sich um Verpflichtungen, die Eroatien in zwei verhängnißvolle Kriege verwickelte«.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch