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Die älteren dalmatinisch-croatischen Schriftsteller (XV. bis XVII. Jahrhundert)
bedienten sich des La- und Sto-Dialectes, die slavonisch-croatischen dagegen, je nach den
Gegenden, des ea-, sto- und K^-Dialectes.
Alle mächtigeren Ideen und Impulse des geistigenLebens derSüdflaven entstehen seit
Jahrhunderten auf dem Gebiete des croatischen Volksstammes: die großartige Thätigkeit
der dalmatinisch-ragusanischen Patricier und Dichter, sowie das umfassende Streben der
Agramer „Jllyrier" im XIX. Jahrhundert. Auch der Stolz der traditionellen croatisch-
serbischen Literatur, ihre Volkspoesie, gelangte zuerst in der dalmatinischen Literatur zur
Aufzeichnung; der kroatische Geistliche Andrija Kacic-Miosic bereiste Bosnien und
Dalmatien, um die Volkslieder zu studieren. Das Resultat dieser Studien waren im Stile
der Volkslieder verfaßte Gedichte, deren Inhalt der croatischen und serbischen Geschichte
entnommen war. Seinem Impulse ist im Großen und Ganzen auch die spätere wichtige
historische Thätigkeit des aus Serbien stammenden Vuk Stesanoviö-Karadzic zu verdanken.
Die slavische (eigentlich griechische) Liturgie kam durch Cyrill und Method aus
Nord-Pannonien herüber. Die liturgischen Bücher wurden bei den Croaten im Laufe der
Zeit der katholischen Kirchenlehre entsprechend umgeändert, wobei sich allmälig auch ein
glagolitischer Schrifttypus entwickelte, die eckige Glagolica, zum Unterschiede von der
runden, sogenannten „bulgarischen". Sehr früh kam aus dem bulgarischen Osten noch
die cyrillische Schrift hinzu, die sich bei den Croaten in der Form der bosnischen „Bukvica"
neben der Glagolica bis zum XVII. Jahrhundert im täglichen Gebrauche erhielt. Von da
an begann die lateinische Schrift die Übermacht zu gewinnen.
Die altslovenische Sprache, in der die ersten slavischen Kirchenbücher verfaßt
wurden, ist eigentlich nicht die Mutter der slavischen Sprachen; sie ist eine Schwester-
sprache, die von jedem alten croatischen, serbischen, bulgarischen und russischen Übersetzer
oder Abschreiber erst erlernt werden mußte. Nun geschah es sehr früh, daß die croatischen,
russischen :c. Übersetzer und Abschreiber in die von ihnen bearbeiteten Werke stellenweise
auch ihr eigenes Idiom einfügten.
In den Denkmälern kroatischer Recension fällt vor allem das Abhandenkommen der
altslovenischen Nasallaute auf. Statt on gebrauchen die croatischen Denkmäler u, statt en
reines e. Mit den beiden Halblauten i. und i> weiß der croatische Schreiber schon nichts
anzufangen. Der feine Unterschied zwischen den beiden Halblauten ging den Croaten
verloren und sie gebrauchten diese Zeichen — nieistens nur eines — ziemlich unbestimmt,
oder ersetzten es durch das volle s und e. Statt des altslovenischen 2<I und st werden ch
(oder Z und e gebraucht :c.
Die meisten uns erhaltenen Schriftdenkmäler altcroatifcher Herkunft sind kirchlichen
Inhaltes; da aber die Glagolica außer der Kirche auch in den privaten Gebrauch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch