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Gleich der Tatarenkatastrophe, welche viele bis zum XIII. Jahrhundert entstandene
Culturdenkmäler vernichtet hatte, kam gerade auch in der schönsten Zeit der Renaissance-
cultur die türkische Invasion über unser Land. Von 1493 bis 1593 stieg diese Flut
immer höher und drang vernichtend weithin. Von 1593 bis 1699 folgte zwar eine Zeit
der Ebbe; aber wenn auch die Christenheit in dieser Epoche zur Offensive übergegangen
war, so war es doch unser Territorium, auf dem weiter gekämpft wurde. Selbst mit den
großen Friedensschlüssen hörten die fortwährenden kleinen Grenzkriege bis ins XIX. Jahr-
hundert herein nicht auf. Zu alledem kamen im XVI. Jahrhundert noch die Thronfolge-
kämpfe und zerrissen das Land in Parteien, die sich mit Feuer und Schwert bekämpften.
Unsere Armuth an Denkmälern der Renaissance ist also begreiflich.
Sobald der Friede hergestellt war, sehen wir viele Kirchen und Klöster erstehen; die
reichen Orden der Pauliner und Jesuiten wetteiferten darin, und die großen Magnaten
errichteten Schlösser, während der Kleinadel auch ferner meist mit kleinen, oft nur hölzernen
„Curieu" vorlieb nahm. Die Agramer Domkirche, durch Elementar- und Kriegsereignisse
wiederholt zerstört, wurde im XVII. Jahrhundert im Geschmack der damaligen Zeit
reftaurirt, mit Altären und Einbauten reichlich geschmückt und zu einem recht malerischen
Ganzen gestaltet. Leider haben wir uns bei der neuesten Restaurirung der Kirche zu sehr von
puristischen Gesichtspunkten leiten lassen. Manche gute Spätrenaissancearbeit wurde
da an auswärtige Kirchen verschenkt und alle Einbauten entfernt. Die Kirche hat
dadurch an Einheitlichkeit des Stils gewonnen, aber an malerischer Wirkung verloren.
Die Marienkirche in Agram stammt aus dieser Zeit der Spätrenaissance, desgleichen
von Profanbauten der größte Theil der erzbischöflichen Residenz.
Der schönste Barockbau im Lande ist die Katharinenkirche zu Agram. Von außen
plump und unansehnlich, ist das einschiffige, weite, hohe, flachgewölbte Innere mit geradem
Chorabschluß und Seitenkapellen reich mit Stucco-Ornamenten verziert und war in weichen,
hellen Farben abgetönt; sie wurde neuerdings annähernd in den ursprünglichen Zustand
zurückversetzt. Auf dem Lande gibt es viele ansehnliche Kirchen aus der Zeit Maria
Theresias, so die schöne Pfarrkirche zu Pozega.
Im Domschatz zu Agram befinden sich einige sehr kostbare Gegenstände der Spät-
renaissance: eine Monstranz, ein Behältniß für die heilige Hostie im heiligen Grabe,
Bischofsstäbe, ein Prachtkelch und ganz besonders schöne Meßgewänder, sowie Reliefstickereien.
Bemerkenswerth ist ein großes silbernes Antependium mit schönen Hochreliefs.
Viele Kirchen besitzen Kirchengeräthe, und das Kunstgewerbemuseum hat andere
Gegenstände aus dieser Zeit.
Der Tiefstand der Baukunst in der ganzen Monarchie während der ersten Hälfte des
XIX. Jahrhunderts ließ auch bei uns kein Kunstgedeihen zu. Doch befruchtete die schöne
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch