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Fast die ganze Gruppe junger Künstler hat sich unter Vlaho Bukovac' Führung
gestellt, den sein großes Können, die Energie seines Willens und seine überaus wahrhaftige
Naturanschauung für eine solche Führerrolle besonders befähigen. Über ihre künstlerische
Individualität ein endgiltiges Urtheil zu fällen, wäre verfrüht; sie befinden sich zumeist noch
in einer Sturm- und Drangperiode, und es hat sich erst herauszustellen, was das Ergebniß
dieser Gähruug sein wird. Vorläufig schwimmen sie im Fahrwasser der allermodernsten
Richtung und haben mit den allermodernsten jungen Literaten vorübergehend eine
gesellschaftliche Vereinigung begründet, der wir auch schon eine literarisch-künstlerische
Publication zu verdanken haben.
Im Bereiche des Kunstgewerbes wird besonders auf dem Gebiete der Kunststickerei
und Möbelindustrie Hervorragendes geleistet.
Musik.
Die Croaten lieben und pflegen den Gesang. Aber bis zur illyrischen Bewegung
(1835) kannten sie von weltlichen Liedern nur das Volkslied. In der Kirche freilich wurde
das Kunstlied schon lange gepflegt. Durch Nachbildung oder auch nur Anpassung
kroatischer Texte an diese fremden Melodien entstand eben auch das profane „städtische
Lied".
In der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts beginnt es auf diesem Gebiete der
Kunst auch bei uns zu singen und zu klingen. Die Anfänge sind sehr bescheiden. Ferdo
Livadiö schrieb die Musik zum Drama ,5uran i SoliM" (von Kukuljeviö) und ist somit
der Begründer der orchestralen Musik in Croatien. Wie angesehen er in der musikalischen
Welt war, bezeugen unter anderen Liszt und Remenyi, die ihn in Samobor besuchten. Ein
glücklicher Erfinder sangbarer Melodien und eifriger Verbreiter des leichten Kunstliedes
war Ferdo Rusau (1810bis1879). Die Singweise des nationalen Hymnus nasa
»Zornovina- wurde 1846 von einem Osficier Josip Rnn jan in geschaffen. Der Agramer
Phi lharmonische Verein wurde sogar schon 1826 gegründet und wirkt noch heute
segensreich als kroatisches Landes-Musikiust i tut .
Mit einem Schlage hob sich die croatische Kunstmusik 1846, als Vatroslav Lisinskis
Oper ,I^udov i in Agram von Dilettanten aufgeführt wurde. Vatroslav Li sinski,
ein Agramer Kind (geboren 1819), erkor die Musik zu seinem Lebensberuf. Seine Studien
machte er, unterstützt von heimischen Kunstfreunden, in Prag, er starb 1854. Das
Hanptereigniß seines Lebens war wohl jene Aufführung. Lisinskis Hauptwerk, die große
Oper wurde aber erst 1897 auf die Bühne gebracht. Der Erfolg war trotz der
Nüchternheit des jetzigen Publicums durchschlagend. Von den sonstigen Orchesterwerken
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch