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einen nicht zu unterschätzenden Einfluß. Die abwechslungsreichen Formen der waldigen
Berge, die rebennmkränzten Hügel, die sich aus einer wasserreichen Ebene über
fruchtbaren Thälern erheben, und die zahlreichen aus grünem Rahmen lugenden
Dörfer vereinen sich hier mit der warmen Luft eines sonnigen Himmels zu einem
landschaftlichen Bilde, dessen Schönheit, ohne großartig zu sein, das Auge erfreut und
das Herz entzückt.
Die Landschaft um Agram bietet in reicher Auswahl Bilder, die mehr durch die
sanfte Harmonie ihrer Farben und Formen, als durch überwältigende Größe fesseln. Sie
ändern sich mit jeder Jahreszeit und die Mannigfaltigkeit im Anblicke der im Winter in
ein glänzendes Schneekleid gehüllten Berge, der weiten, gelben, mit hochstämmigem
Mais und nickenden Ähren bestandenen Felder im Sommer, der fruchtgebeugten
Obstbäume und reifen Tranben im Herbste läßt uns immer neue Schönheiten entdecken.
Dies ist das Geheimniß, auf dem die große Anziehungskraft Agrams beruht. Ob wir als
flüchtige Wanderer die reizenden Bilder seiner Umgebung in raschem Fluge genossen, oder
in langjährigem Aufenthalte alle Einzelheiten in die Seele aufgenommen haben, das
Bild Agrams, wie es in den herrlichen Rahmen seiner Umgebung gefaßt liegt, hat sich
unauslöschlich in das Herz geprägt. Ein großer Theil der Anziehung, welche die
Umgebung Agrams auf den Naturfreund ausübt, beruht auf der innigen Verbindung der
Gegensätze zwischen Berg und Ebene. Begeben wir uns von der Stadt in die flache, durch
die Thätigkeit der Save und ihrer Zuflüsse aufgeschüttete Ebene und wenden wir den
Blick gegen Norden, so liegt Agram am Fuße eines anscheinend sehr steilen, dunklen
Waldgebirges ausgebreitet und das Auge dringt in alle die mannigfachen Falten des
Gebirges und seiner Ausläufer. Sie strecken sich, vom Rumpfe des Gebirges gegen Süden
herabsinkend, gleich den Fingern einer Riesenhand in die Ebene vor. Zwischen den lang-
gestreckten Hügelzügen schneiden sich tiefe Engthäler ein, deren rauschende Bäche klappernde
Mühlräder drehen und über deren Hänge die Fülle an lebenspendendem Naß einen
üppigen grünen Mantel breitet.
Gegen Norden sind diese Thäler durch den Wall des Agramer Gebirges abgeschlossen
und geschützt, gegen Süden öffnen sie sich sanft abfallend der Save zu und sind dem
warmen Südwind zugänglich. Wo nun die Hügel mit steilem Rande zur Saveebene
abfallen und die engen Thäler sich öffnen, da liegt die Stadt an das schirmende Gebirge
gelehnt und greift gegen Süden weit in die Ebene aus. Der ältere enge Theil erhebt sich,
dem Herkommen der Vergangenheit entsprechend, mit den Resten einstiger Befestigungen
auf zwei Hügeln, Kaptol und Gric, über der neuen Stadt, die den Vortheil des ebenen
Bodens nützt und in breiter, geräumiger Anlage, bei kräftigem Wachsthum, ein Bild
modernen Fortschrittes und schaffensfreudiger Thätigkeit gewährt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch