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Stadtgemeinde von Gradee. Dazu wurde die Türkengefahr immer größer, da diese schon
den größten Theil Croatiens und einen großen Theil Ungarns erobert hatten und es
jeden Augenblick schien, daß auch Agram das Los von Ofen ereilen werde.
Die Türkengefahr war umso größer, als auch die Bauern infolge der großen
Bedrückungen und der Aussaugung durch die höhere Priesterschaft und den Adel große
Lust zu gewaltthätiger Erhebung zeigten. Schon im XIV. Jahrhundert war ein Bauern-
aufruhr wegen des Zehents gegen Bischof Ladislaus von Kobol (1326 bis 1343) ent-
standen. Und diese Erhebung war umso gefährlicher, als sie auch vom Bürgerstand unterstützt
wurde. Doch gelang es im Jahre 1340 die Bauern zum Gehorsam zu bringen, woranf
die Armen natürlich noch ärger geknechtet wurden, als zuvor.
Übrigens geriethen die Agramer Bischöfe wegen der Eintreibung des Zehents nicht
nur mit den Bauern, sondern auch mit der Bürgerschaft von Gradee in blutige Conflicte,
ja sie führten sogar mit dem eigenen Domcapitel langwierige Processe wegen dieses
Einkommens.
In dem Jahre der gräßlichen Krönung des „Bauernkönigs" Gubec (1573) erlebte
Agram noch ein merkwürdiges Ereignis, das bis auf den heutigen Tag in der Erinnerung
der Bevölkerung fortlebt.
Der Agramer Domherr Franz Filipovic gerieth nämlich 1573 in türkische Gefangen-
schaft, nachdem er bei Jvanic muthig gegen die Ungläubigen gekämpft hatte. Es war ja
damals keine Seltenheit, daß die Domherren, und selbst Bischöfe, an der Spitze ihrer
Bewaffneten gegen die Türken kämpften, „für das ehrwürdige Kreuz und die goldene Frei-
heit", wie das croatifche Losungswort Jahrhunderte hindurch lautete. Filipovic flehte
nun in seinen Briefen den damaligen Agramer Bischof Georg Draskovic (1563 bis 1578)
nnd das Domcapitel an, das von den Türken sehr hoch bemessene Lösegeld für ihn zu
erlegen.
Allein vergebens, das ersehnte Lösegeld kam nicht. Da wurde der gefangene Dom-
herr von den Türken furchtbar mißhandelt und gemartert. In seiner großen Verzweiflung
und der Entrüstung darüber, daß man ihn nicht loskaufte, fiel Filipovic von der christ-
lichen Religion ab und nahm als Mohamedaner den Namen Mehmet an. Nun ließ Bischof
Draskovic den von der christlichen Religion abgefallenen Domherrn Filipovic durch alle
Pfarrer seiner Diöcese feierlich excommuniciren. Alle seine Möbel wurden aus der Curie
herausgeschleppt, zu einem Scheiterhaufen geschichtet und verbrannt, die Curie selbst mit
schwarzer Farbe angestrichen, ihre Fenster sämmtlich eingeschlagen und die Thüren zer-
trümmert, sogar seine beiden Weingärten wurden von der Wurzel aus zerstört, worauf
zwei Dompräbendare die Erlaubnis erhielten, sie neu zu bepflanzen. Diese Weingärten
werden noch heute der eine Franz, der andere Mehmet genannt, und sind auch in den
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch