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Hinter der Burg liegt zwischen den nackten Steingipfeln ein frischer grüner Thal-
einschnitt, welchen Erzherzog Ludwig Salvator folgendermaßen beschreibt:
„ . . . Alle diese Vertiefungen und Erhebungen der Thalsohle sieht man mit
Weingärten bedeckt, deren Einfriedung aus Trockenmauern besteht, über welche dürre
Dornzweige gelegt werden, um das Eindringen zu verhindern. Hie und da wechseln die
Weingärten mit kleinen Wiesen ab. Auch Bäume erheben sich inmitten dieser gesegneten
Fluren, und zwar saftige Feigen, Granatäpfel, Ebereschen und noch manche andere Obst-
art, zumeist sind es aber in regelmäßigen Abständen gepflanzte Weiden, welche zu dem
lebhasten Grün der Weinberge in grellem Gegensatz stehen.
Die einzige Ausnahme von diesem allgemeinen Charakter des Thales machen
gewisse steinige, von großen Felsblöcken gebildete Vorsprünge, welche der Epheu und der
Mäusedorn (kuseus aculeatus) bekleidet und lustige Laubbäume überragen."
Das Klima von Bueeari ist sehr milde, die Veilchen und Rosen blühen wie in
Mittelitalien im Winter, Veilchen zu Weihnachten, und die Felsen entlang gedeihen häufig
der Kaktus (Opuntia vulgaris) und die Aloe. Die Bora ist ein böser Gast, der aber nur
kurze Zeit in der schönen Bucht verweilt. Im Sommer wird Bueeari, seines frischen gesunden
Trinkwassers, des guten Seebades und der günstigen Lage wegen, gerne besucht. Am Abend
breiten sich kühle Schatten über die Bucht, während draußen die Sonne noch gewaltig
brennt und das Gestein wie einen Ofen erhitzt. Das stille Städtchen ist einer der
gesundesten Orte des Küstenlandes, aber es hat nicht den Ehrgeiz, ein Cnrort zu werden,
sondern möchte lieber ein, wenn auch weniger gesunder, aber bedeutender Handelsplatz
sein. Nur einmal im Jahre ist Bnecari ein solcher, und zwar zur Zeit des Jahrmarktes, der
drei Tage dauert. Ob der Margarethenmarkt in Bnccari gut oder schlecht war, ist sür
dessen Bewohner eine höchst wichtige Lebensfrage. An diesen drei Tagen ist der Hafen voll
von Schiffen, die aus Dalmatieu und von den Inseln kommen; die Ufer sind voll von
Fuhrwerken aus der Gebirgsgegend und aus dem Gebiete des Velebit. Italiener bringen
in großer Menge die Kapula, eine Gattung Zwiebel, Kastua schickt Knoblauch. Das beste
Olivenöl, edle Weine, Lämmer, Schafkäse, Mehl und andere Lebensmittel, Siebe, Fässer,
Schüsseln und landwirthschaftliches Gerälh, Schafwolle, Rohhäute und andere Landes-
prodncte sind an diesen Markttagen die hauptsächlichsten Gegenstände des Handelsverkehres.
Am zweiten Markttag kommen Fiumaner Separatdampfer mit Musikkapellen und
vielen Gästen an Bord, um an der Festfreude der Tausende theilzunehmen, welche an
diesem Tage in Bueeari versammelt sind.
Zwei Tage darauf ist es in dem Städtchen wieder vollkommen still, eine Woche
noch spricht man von all der Herrlichkeit, dann versinkt alles wieder in den traumhaften
Zustand, die Bucht, welche die größte Flotte beherbergen könnte, liegt wieder verlassen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch