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Schaut man von der Holzbrücke am unteren Ende des Kozjak auf die Abstürze und
die unteren Seen hinab, so sieht man, wie sich der Kozjak in zwei größeren und
mehreren kleineren Fällen in den Milanovo jezero stürzt. Der eine Fall treibt knapp unter
der Straße eine an den Felsen hingebaute Mühle. Die Länge des Sees beträgt 425,
seine Breite 190 Meter. Die Tiefe ist ungleich, die Lage eingeklemmt zwischen beiderseits
30 Meter hohe, senkrecht in das Wasser abfallende Wände. Seine Ufer waren ehedem,
wie die der übrigen Seen, ungangbar, nun aber ist der Pfad Dorotejiu put in den
Fels eingehauen und führt zum unteren Okrngljak hinab. In diesen ergießt sich der
Milanovo jezero in drei Fällen. Die Ufer des letzteren sind steinig, seine Länge mißt 266,
die Breite 125 Meter; die Fälle haben 1 bis 4 Meter Höhe.
Über Stege gelangt man an den Kaludjerovac, an dessen einem Ufer sich eine
seichte, an dem gegenüberliegenden jedoch noch drei tiefe Höhlen befinden. In der einen
ist eine Menge Tropfstein von mancherlei Gestalt angehäuft. Neben einem 3 Meter
hohen Vorhang finden sich melonenähnliche Gebilde, Säulen, die das Gewölbe der Höhle
stützen u. s. w.; die dritte Höhle betritt man von der Seeseite ans durch ein bei 40 Meter
hohes und 8 Meter breites Thor. Der letzte See, Novakovica brod, unterhalb des
Kaludjerovac, wird von diesem gespeist, er erhält von ihm sein schäumendes, rauschendes
Wasser durch mehrere starke, kurze Fälle, aber erst, nachdem es einen winzigen namenlosen
See durchströmt hat. Er ist 180 Meter lang, 60 Meter breit und durch seinen besonders
malerischen Charakter ausgezeichnet. Von ferne schon hört man das Tosen des Baches
Plitvica, den man bald darauf erblickt. Und nun starrt plötzlich aus der Tiefe empor eine
70Meter hohe Dolomitwand, ausgehöhlt, zerfressen, zersprungen, zerbröckelt und gespalten,
hier weiß, dort grün oder gelb und schwärzlich. Und an ihr vorbei saust der Bach, in
zwei Arme getheilt, in einen tiefen Abgrund hinab, einem Strom von Milch vergleichbar,
bald aber zerstiebt er an einer vorragenden Stufe, thut einen zweiten, noch tieferen
Sturz, kocht und siedet in dem Loch unten nnd plätschert endlich langsam über die
Felsen in den Novakovica brod hinab. Zwei kleinere Fälle sind durch die Seltenheit
und Besonderheit ihrer Gestaltung reizend. Perlengleich rollen die Wasser übereinander,
eilen dem großen Falle zu und suchen mit ihm vereint die Korana, indem sie, den
See durcheilend, die Fälle des Novakovica brod bilden. Im Fallen trifft das Masser
auf die unten liegende Steinbank, prallt wie ein Springquell zurück und thut dann
einen großen Sprung in die silberschäumende Korana; dabei hüpft es über Steine,
rauscht zwischen Felsblöcken, purzelt und donnert in Schlünden, schleicht dahin, überstürzt
sich, ringt mit sich selbst, schäumt, schießt hoch hinaus, zerstäubt, löst sich iu Nebelschleier
aus, ohne einen Augenblick von Ruh und Rast.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch