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Von Agram führen mehrere Wege nach Zagorje. Auf der großen Straße von Agrain
kommt man zunächst nach Podsused, überschreitet da hinter der Schloßruine den letzten
Anslänfer des Agramer Gebirges und schwenkt gegen Norden nach Zagorje ein. Die Straße
zieht hoch über den klaren, grünen Wellen der Save und bietet einen herrlichen Fernblick.
Weiter gegen Norden erreicht die Straße nach wenigen Kilometern einen interessanten
Punkt, wo man einen tiefen Einblick in das Walten der Kräfte hat, durch deren Wirken ganz
Zagorje seine heutige Gestalt erhielt. Die Thätigkeit des Wassers auf diesem leicht beweglichen
Boden tritt hier an einem prägnanten Beispiel zutage. Straße und Bahndamm sind da
in die steile Lehne des Agramer Gebirges eingeschnitten, und eine weit hinaufreichende
kahle Fläche erinnert an einen Bergsturz, der einst Straße und Bahnstrang mit gewaltigen
Massen überdeckte, in denen auch ein ahnungsloser Wanderer den Tod fand. Die steil
zum Krapinathale abfallenden Schichten des mergeligen, weichen Kalksteins waren durch
die thalab sickernden Gewässer unterwaschen worden und konnten sich auf ihrer steilen und
durchweichten Grundlage nicht erhalten. Mit einem Schlage senkten sich ausgedehnte, mit
Wald bestandene Erdmassen zur Tiefe, so daß die sonst unbeachteten Bodenverändernugen
dieses Gebietes wie in einem Experiment veranschaulicht wurden. Am Fuße des Gebirges
fortlaufend, das hier unvermittelt an die alluviale Fläche des Thalbodens stößt, senkt sich
die Straße bis zur Krapiuabrücke, die quer über die Ebene nach Steiermark führt.
An zahlreichen Kalksteinbrüchen und Kalköfen, die sich die jüngere Gesteinszone des
Gebirgssnßes schon seit langer Zeit zunutze machen, und an Cement- nnd Klinkerfabriken
vorüber, die wieder den Fortschritt der Technik bekunden, führt die Straße nach dem Dorfe
Bistra. Im Hintergrunde des buchtartigen Thales erhebt sich Schloß Bistra, einer der
vielen Herrensitze Zagorjes.
Hier schiebt sich, vom Rumpfe des Agramer Gebirges ausgehend, ein breiter, lehmiger
Rücken weit in die Ebene vor. Er ist ein auffallendes Beispiel für die Mächtigkeit der
Massen, die von Berg zu Thal geführt wurden, und für die Zerfurchung der jungtertiären
Schichten durch die zur Krapina eilenden Bäche. In ermüdender Wiederholung steigt und
fällt die Straße in diesen Bodenfalten, bis sie, etwa 20 Kilometer Luftlinie von Podfused,
zu dem etwas breiteren Thale des Toplieabaches herabsteigt. Hier entspringt die heil-
kräftige Quelle von Stubiea, in der Mitte eines großen, von der Natur geschaffenen Parkes.
Obwohl seit Jahrhunderten bekannt, ist das Bad doch noch heute nicht über den
Rahmen eines stillen, ländlichen Erholungsortes hinausgewachsen. Erst um das Jahr
1820 wurden die bis dahin nur von der bäuerlichen Bevölkerung in primitivster Weise
ausgenützten Quellen durch den verdienstvollen Agramer Bischof Maximilian v. Vrhovae
zum Badeorte umgestaltet. Das aus jener Zeit erhaltene Bild des Bades zeigt uns, daß
die äußeren Einrichtungen ihre damalige Gestalt noch jetzt nicht ganz verloren haben.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch