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Die Bäder spielen im Leben des Zagorjaners eine bedeutende Rolle. Während sie
jn anderen Ländern nnr von Kranken aufgesucht werden, sind hier im Kalender jedes
Bauernhauses die Tage der Badeeur als wichtiges Ereignis besonders vermerkt. Und
wenn der Tag gekommen ist, der unter ganz besonderen Cautelen gewählt wird nnd mit
deni Wechsel der Jahreszeiten in Verbindung steht, dann strömt Alt und Jung wie zu
einem Volksfeste dem Warmbade zu.
Wie es früher — denn auch hier hat der weitergreifende Einfluß der Wissenschast
Wandel geschaffen — dabei zuging, schildert Baumbach anschaulich in seiner dein Erz-
herzog Johann als Präsidenten der „Landwirthschafts-Gesellschast in Steyermark"
gewidmeten „Physisch-chemischen Untersuchung der Mineralquellen von Sztubitza in
Croatien", die 1820 in Agram erschien.
„Sonderbar wurde mein Gemüth dabei erschüttert", schreibt Baumbach, „denn das
eine Bad sah mehr einem Blutbade ähnlich. Man sieht hier die Bäder immer voll, der
gemeine Mann geht von dem Grundsatze aus, er muß sich von seinem unreinen, schlechte»
Blute durch Schröpfen, Hörnersetzen befreie», seinen Körper reinigen, sich dann aber mittelst
Wein wieder neues Blut, neue Kräfte sammeln. Es helfe» hier keine Vorstellungen, er
läßt sich von seiner gefaßten Idee nicht abwendig machen, er glaubt es besser verstehen zu
wollen, und gibt der Vernnuft kein Gehör. Dahin hat man es wohl gebracht, daß darauf
gesehen wird, daß höchstens nicht mehr als zehn Hörner gesetzt werden dürfen; in früheren
Zeiten haben sie sich öfters bis zur Ohnmacht Hörner setzen lassen."
Diese Beschreibung ist typisch, denn auch in den anderen Bädern Zagorjes ko»»te
man in den großen Bassins der Volksabtheilung die Bauern — einige Kranke nebe» vielen
Gesunden — gespickt mit Hörnern stnndenlang in dem dampfenden blutigen Wasser sitzen
sehen, damit das eine Bad wenigstens für ein halbes Jahr Genüge leiste. So mögen die
mittelalterlichen Badestuben ausgesehen haben, in denen sich Männlein und Weiblein bei
Mnsik und Spiel der geselligen Kurzweil Hingaben. Auch in dem Festhalten dieser wider-
sinnigen Procedur der Volksmedicin bis in die neueste Zeit bekundet sich der zähe
Conservatismus des Zagorjaners. Mit dem Schwinden dieses Mißbrauches schwand aber
auch das lebhafte Treiben des Volkes aus den Bädern, die, nun stiller geworden, sich
mehr dem internationalen Typus gewöhnlicher Heilanstalten näherten.
Obwohl die Quelle von Stnbica zu den indifferenten Heilwässern zählt, so ist ihre
Wirkung doch vorzüglich und für Reconvalefceuten sehr vortheilhaft. Ihre Wärme beträgt
über 58 Grad Celsius. Die Umgegend bietet reizende Ausflüge; in einer Viertelstunde
gelangt man nach Stubica dolnja (über 7300 Seelen) und von hier führt die Straße in
wenigen Minuten nach Schloß Golnbovec an der rech!en Thalseite des Toplicabaches,
dem einstigen Besitze des Bischofs Vrhovac, Begründers des Bades Stubica. Von hier
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch