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geschützte Lage wirken günstig auf die Gesundheitsverhältnisse ein. Auch im Übrigen sind
die natürlichen Verhältnisse recht vortheilhaft. Die Luft ist rein und mild, die Temperatur')
im Sommer und Winter gemäßigt, das Wasser gesund und die Niederschläge ausreichend
zur Erhaltung einer kräftigen Vegetation, der dnrch die ausgedehnte Anlage der Stadt
viel Raum auch zwischen den Häusern gewährt ist.
DerBodeu besteht aus einer tiefenLage Lehmerde, worauf sich vielleicht auch der Name
Bjelovar-) (nicht Belovar) bezieht. Da sich in der Nähe keine Schwarzerde vorfindet, so
haben vermuthlich die ersten Ansiedler, nach der zagorjanischen Bezeichnung „bjelovari" für
lichten Boden, die Lichtung mit der hellen Erde, auf der die erste Gründung angelegt wurde,
so benannt und dann den Namen auch auf die Feste übertragen. Die Umgebung der
Stadt ist wohlbebaut und neben dem Ackerbau hat sich Dank den üppigen Wiesen auch
die Viehzucht ausgezeichnet entwickelt. Die Wälder bestehen vorzugsweise aus Eichen,
in der weiteren Umgebung auch aus Buchen; auf den Äckern gedeihen alle Arten der
croatifchen Culturgewächse, nur die Weingärten sind durch die mannigfaltigen Feinde der
Rebe stark gelichtet. Einigen Ersatz gewähren die in der neuesten Zeit erschlossenen
Kohlengruben des Bilogebirges, besonders die von Trojstvo.
Anch ist die Stadt seit fünf Jahren durch eine von der Hauptstrecke Agram—
Gyekönyes abzweigende und eben jetzt bis Virovitiea ausgebaute Seeuudärbahn dem
Verkehr zugänglicher geworden. Durch die Bahn gewannen auch die zahlreichen (jährlich 14)
großen Märkte neue Bedeutung, zu denen Händler aus der ganzen Monarchie eintreffen,
um unter dem prächtigen Hornvieh, das in großer Zahl aufgetrieben wird — die Pferde-
zucht hat geringere Bedeutung — ihre Auswahl zu treffen. An den Markttagen entwickelt
sich ein reges Leben und in hellen Scharen strömen die Landleute zur Stadt, so daß dies
die beste Gelegenheit ist, das Volk kennen zu lernen.
Die Landleute, besonders in der südlichen und westlichen Umgebung der Stadt, siud
ein schöner, kräftiger Menschenschlag, der im Bewußtsein seiner stolzen Schönheit auch
seiner geschmackvollen, oft farbenreichen Tracht nicht geringe Sorgfalt zuwendet. In der
Tracht haben sich die Erinnerungen an die k. k. Militärgrenze am zähesten erhalten und
noch heute, nachdem in Sprache und Lebensführung die Formen uud Gebräuche des
Militärwesens längst geschwunden sind, sieht man, wie in allen Gebieten der einstigen
Militärgrenze, einzelne soldatische Kleidungsstücke im Gebrauche. Früher gingen auch die
Weiber manchmal mit dem umgehäugten Militärmantel ihres Mannes einher. Der Geist
der militärischen Organisation scheint überhaupt tief ins Volkswesen eingedrungen zu sein,
so daß auch die Sprache ein besonderes Gepräge ausweist.
') Das Jahresmittel beträgt 22 Grad Celsius, ist also etwas höher als das Agrams
2) Nach den Mittheilungen des Director Fleischer.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Volume 24
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kroatien und Slawonien
- Volume
- 24
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1902
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.19 x 22.65 cm
- Pages
- 630
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch