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erscheinen, der Diskussion erscheint derselbe wert.
II. Teil. Diskussion mit Sr. Majestät Kaiser Wilhelm und
dem Fürsten Reichskanzler Bismarck. Selbst wenn dieses
Projekt auf Widerstand hier stoßen sollte, darf dessen
Verwirklichung nicht aus den Augen gelassen werden.
III. Teil. Es ist dahin zu wirken, daß Rumänien dem öster-
reichischen Kaiserstaate einverleibt werde, als Etappe
hierzu Militärkonvention oder Schutz- und Trutzbündnis,
desgleichen mit Serbien, Montenegro, vielleicht auch Bul-
garien. Es muß bei dem Abschlüsse dieser Bündnisse die
Vorsicht gebraucht werden, daß nicht der Fürst des be-
treffenden Landes, sondern das Volk, die Regierung, der
kontrahierende Teil ist, so daß seinerzeit das Volk dieser
auch sich entledigen kann, ohne daß Österreich verpflich-
tet ist, für den Fortbestand seines Amtes und seiner Zivil-
liste Sorge tragen zu müssen, um so der späteren Ein-
verleibung keine Hindernisse im voraus zu bereiten. Es
muß in den Bündnissen mit den Staaten ausdrücklich her-
vorgehoben werden, daß die Bevölkerung das Recht hat,
«ich eine so freisinnige Verwaltung zu geben, als sie für
gut findet, nur darf dieselbe in der Entwicklung nicht
zurückbleiben gegen andere Provinzen der Monarchie und
alle Beschlüsse müssen dem Gesamtinteresse der Monar-
chie angepaßt sein. (Durch dieses Pförtchen würde Öster-
reich Herrscher auf der Balkanhalbinsel werden.) Die
Finanzen der einzelnen Provinzen sind in der Hauptsache
auch im Interesse derselben zu verwenden und kontrolliert
ein Finanzausschuß der Provinz. Durch ein solches Vor-
gehen und Verfahren würde Rußland aus dem Sattel ge-
hoben und der Einfluß Österreichs mächtig werden. Durch
die Militärkonventionen, Schutz- und Trutzbündnisse
könnte eine Verbrüderung des Militärs und der Bevöl-
kerung angestrebt werden und die ungarischen Magnaten
sollten es sich ein Stück Geld kosten lassen, die einfluß-
reichen Persönlichkeiten von Serbien, Rumänien, Bulga-
rien öfters in Gesellschaftskreisen bei sich zu sehen (z. B.
bei Jagden, Wettrennen, Nationalfesten etc.). Fleisch.
Wein ist in Ungarn nicht teuer, fördert die Freundschaft,
macht Stimmung.
Als Kräftigungsmittel für diesen Staat, als Sekundant in
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Title
- Kronprinz Rudolf
- Subtitle
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Author
- Julius Szeps
- Publisher
- Rikola Verlag
- Location
- Wien - München - Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.6 x 19.54 cm
- Pages
- 246
- Keywords
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Categories
- Geschichte Vor 1918